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    Christiansen
    Stylish Nihilists

    VÖ: 14.10.2003 | Label: Revelation/Cargo
    Text:
    Platte des Monats

    Oje! Bringt unsere prominenteste Polit-Talkerin nun auch noch Platten heraus? Aber selbstredend nicht. Auch wenn der Bandname doof ist – dahinter verbergen sich vier ganz schlaue Musikanten.

    Christiansen sind nämlich eine kleine, eigentlich eher unbekannte Band aus Louisville, Kentucky, und „Stylish Nihilists“ ist ihr überaus ambitioniertes Drittwerk. Tja, seltsame Bandnamen lassen manchmal eben doppelt aufhorchen. Und bei diesem Quartett lohnt sich das dann auch, denn es gibt eine wirklich interessante und anspruchsvolle Platte zwischen den Polen Indie-Rock und Post-Hardcore zu entdecken. Früher waren die Christiansens noch auf dem verhältnismäßig kleinen Indie-Hardcore-Label ‚Eulogy‘ beheimatet, klangen halbwegs poppig und man hätte sie durchaus dem Emo-Genre zuordnen können. Das änderte sich dann aber deutlich mit dem Album „Emphasizing Function Over Design“ aus dem Jahre 2001. Die vier Musiker öffneten sich hier vertrackteren Strukturen, ließen ihren Musikstil schwerer definierbar werden – ohne dies jedoch offensichtlich zu provozieren. In der Gegenwart angekommen, hat sich der Sound des Vierers zu voller Blüte entfaltet. Sänger und Gitarrist Brandon Allen Bondehagan, Schlagzeuger Brad Magers, Bassist Terry Devon Campbell und Gitarrist Robby Scott (Ex-National Acrobat, Ex-By The Grace Of God) sind reifer, beinahe weiser geworden – dabei ist der Bandälteste gerade mal 23 Jahre jung. Mit ihrer 2002er EP „Forensics Brothers And Sisters!“ bekamen sie den Laufpass von ‚Eulogy‘. Die Damen und Herren des Labels konnten dem neuen Christiansen-Sound nichts mehr abgewinnen, „es war ihnen nicht emo genug“, wie Frontmann Brandon im Interview erklärt. Das jedoch jederzeit für Substanz und Abwechslung im Katalog offene Hardcore-Kultlabel ‚Revelation‘ nahm die Christiansens und ihre EP gerne auf. Und was sich im Jahre 2002 noch andeutete, findet mit den „Stylish Nihilists“ vorerst seinen Höhepunkt. Die Band ist gewachsen, hat sich selbst überdacht, hat hart gearbeitet und mit dem vorliegenden Album ein kleines Manifest abgeliefert. Hier trifft so einiges aufeinander, hier kollidieren Stile, hier wird gerockt, gelitten, in Melodien geschwelgt, vertrackt verhackstückt, hervorragend gesungen und wirr getextet, was schon an den skurrilen Songtiteln deutlich wird. Elf Stücke offenbart „Stylish Nihilsits“, die oftmals nach etwas straighteren At The Drive-In klingen, was meistens auch der Stimme von Sänger Brandon zu verdanken ist. Aber auch The Mars Volta-, Fugazi-, oder Blood Brothers-Fans könnten bei Christiansen auf ihre Kosten kommen. Eigentlich ist der Band-Stil jedoch relativ schwer zu beschreiben, weil hier das durchaus melodiengetränkte Rockgewand immer wieder von Emo-, Hardcore-, Punk-, aber auch von schlichten Alternative- und sogar Jazz-Versatzstücken gesprengt wird. Der Sound ist dabei effektiv, treibend und tight produziert vom kurzzeitigen Murphy’s Law-Bassisten Sal Villanueva, der bereits bei Thursday und Taking Back Sunday Hervorragendes geleistet hat. Mit dem funky Feger „Jhazz Never Spelled So Good“ hat die Band das vielleicht stärkste Stück der Vorgänger-EP noch einmal neu eingespielt und bei „Dead Celebrities Are Amusing“ sowie der abschließenden Ohrwurm-Hymne „More Saints Less Musicians“ (auch auf der VISIONS-CD „All Areas Volume 45“) schaut sogar Glassjaw-Frontmann Daryl Palumbo vorbei, um ein paar Zeilen lang Herzblut zu vergießen. Zugegebenermaßen macht die Verpackung nicht allzu viel her, lässt die Platte beinahe wie ein billiges Protest-Rock-Album erscheinen – doch Obacht, denn wie sang schon Frank N. Furter in der „Rocky Horror Picture Show“? „Don’t judge a book by its cover!“ Groß, wenn nicht gar großartig und musikalisch garantiert stylish!