Eingefleischte Codeine-Fans werden Chris Brokaw auf dessen Solopfaden womöglich nur widerwillig hinterher stapfen. Mit dem Slowcore seiner ersten Band Codeine hat das aktuelle Album nämlich nicht sonderlich viel gemein. Wobei ja bereits der schiefe Blues-Rock von Brokaws zweiter Gruppe, Come, leicht vom Codeine-Werk zu unterscheiden war. Dieser Mann, so viel ist mal sicher, will sich künstlerisch nur ungern festlegen lassen. Deshalb folgten auch Kollaborationen mit so unterschiedlichen Künstlern wie Clint Conley (Mission Of Burma) oder Evan Dando, Gastauftritte bei Karate, Filmmusikbeiträge und ein reines Akustikalbum (“Wandering As Water”). “Incredible Love” ist so etwas wie ein Versöhnungsangebot, eine Reminiszenz an die Vielfalt des eigenen Wirkens. Zwar nimmt der längst ausgereifte Songwriter-Folk Brokaws den größten Teil des Albums ein. Aber die Stücke sind druckvoller als auf “Wandering…”. Dabei kantig genug, um auch Indie-Rock-Fans sowie Anhänger der beiden früheren Sub-Pop-Bands des Wahl-Bostoners zu erfreuen. Mitverantwortlich dafür sind die zahlreichen Wegbegleiter, die Brokaw geholfen haben, die neue Platte einzuspielen, darunter Jeff Goddard (Karate) und Tom Morgan (Lemonheads, Smudge). Darüber hinaus gibt es eine Instrumentalnummer (“Gringa”) und, Überraschung, ein geschrammeltes Suicide-Cover (“I Remember”). Wobei Alan Vega und Martin Rev ja stets ihre Elekronik-Sperenzchen auf dem Ärmel, aber die Pop-Musik – wie Brokaw – im Herzen getragen haben.