Chime Oblivion
Chime Oblivion

Für Szene-Rentner*innen ist es sicher eine coole Sache, dass der Ur-Drummer von Adam & The Ants, David Barbarossa, auf dem nach Chime Oblivion benannten Album Schlagzeug spielt und auch Lydia-Lunch-Gitarrist und Avantgarde-Experte Weasel Walter mitmischt. Aber große Namen ergeben nicht immer große Songs. Der Weirdo-Punk-Adel spult sein Programm eher nach Schema F ab. Das rauscht mehr gefällig als gefährlich vorbei und passt einfach nicht ins Jahr 2025 – Burundi-Beats hin, dissonantes Gitarren-Georgel her.
Ein positives Gegenbeispiel ist die Performance von Sängerin H.L. Nelly, die ihre Stimme komplett als eigenständiges Instrument begreift und irre gut einsetzt. Sie jauchzt, gluckst, springt von Brust- zu Kopfstimme und knotet aus Huhs, Uhs und Ahs einen spannenden Soundteppich, der perfekt zu den no-wavigen Free-Jazz-Saxofon-Breaks passt.
Schon ironisch, dass es die Sängerin ist, die Hörer*innen in “Cold Pulse” zu warnen scheint. „Don’t come closer, you won’t like what you find/ This isn’t the place for a curious mind“, singt Nelly zu fuzzigem Powerbass und Tom-Tom-lastigem Schlagzeug. Abstand halten fällt bei Chime Oblivion nach einem Hördurchlauf jedenfalls nicht schwer und das ist okay. Nächstes Jahr gibt es bestimmt ein neues Projekt von Dwyer, das wieder ins Schwarze trifft.
Das steckt drin: Amyl & The Sniffers, The Slits, X-Ray Spex