Sie haben sich vorerst nach England verabschiedet, Olaf Dilldorff und seine drei Freunde. Dort ist das unbedarfte Touren leichter für einen Newcomer. Man sollte aber nicht einmal denken, ihnen den Britpop-Stempel aufzudrücken. Klar, pauschal gesehen sind Chester immer noch in erster Linie Gitarrenrock, aber viel zu eigenständig für jede Form der Kategorisierung. Light In The City zum Beispiel ist mit treibendem Bass mehr Funk als irgendwas, wenn auch die üblichen 70s-Popeinflüsse angenehm durchschimmern. Überhaupt weiß der Hörer die ganze Zeit, dass diese Band eine Menge Zeit auf der Bühne verbringt. Die Sache klingt lebendig. Wir lernen: Intelligentes Songwriting und interessante Arrangements machen ein gutes Album. Meet Again, X- Change Rate und das tolle Your Groove kennt der Kenner bereits, und auch die anderen neun Songs wollen einfach nicht schwächer werden. Und am Ende kommt dann Stereo, die klischeefreie Ballade zur Abrundung, die man sich unterbewusst die ganze Zeit gewünscht hat. Ich werde mir diese Platte noch oft anhören und mich immer wieder freuen, dass es so etwas in unseren Landen gibt.
Jochen Schliemann 9
Hätten Chester es geschafft, den Stil, der den Opener Polite auszeichnet, über die komplette Albumlänge durchzuhalten, würde ich Schliemanns Kritik voll unterstützen. Der ist ihnen wirklich gut geraten, eingängig und trotzdem nicht langweilig, melodiös, unspektakulär, unbekümmert – eben ein richtig guter Gitarrenpop-Song. Aber bei fortschreitender Spielzeit wird Stop For Nothing leider immer gesichtsloser – die Ansätze sind gut, die Jungs zweifelsohne talentiert, aber Songs wie Tenacity oder Somethings Gotta Change lassen das gewisse Etwas dann eben doch vermissen. Die balladesken Your Groove und Havent Been Here sind für meine Ohren zu angeschmockt, und eigentlich hätte es diese Band auch nicht nötig, sich an der mainstreamigen Variante von Alternative aufzuhalten. Stop For Nothing ist bestimmt kein schlechtes Debüt, aber das, was Chester können, muss schon noch ein bisschen ausreifen. Insofern behalte ich Chester vorerst im Hinterkopf und freue mich hoffentlich beim nächsten Mal.
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