Lortz betreibt seit dem Ende seiner Folkrock-Band The Dutchess And The Duke das Soloprojekt Case Studies. „This Is Another Life“ ist das zweite Album, und es gibt einen Song darauf, mit dem die Sache kippt. „House Of Silk, House Of Stone“ heißt dieser Song, es ist der erste auf der zweiten Seite von „This Is Another Life“, und man muss ihn sich so vorstellen, als würde der frühe (niemals der junge!) Berninger versuchen, einen Nick-Cave-Song von „The Boatman’s Call“ zu covern. Lortz gelingt das mit viel feierlichem Klavier und einer hörbar hart erkämpften Gesangsleistung, es scheint danach kein Zurück mehr für ihn zu geben. „This Is Another Life“ bleibt bei den schwelgerischen Songs, es gibt mehr Klavier und Akustikgitarren, in „A Beast I Have Yet To Find“ dann auch endlich die ganz breiten Streicher. Der eher bodenhaftende Folk der ersten fünf Lieder schleicht sich nur noch ins Thekenstück „From Richard Brautigan“ ein, für das Lortz ein paar Zeilen des titelgebenden Dichters und Satirikers umdeutet. Was The National zu Beginn ihrer Karriere übertrieben oft vorgeworfen wurde, trifft auf Case Studies zu: Zwar beherrscht Lortz alle Handgriffe und arrangiert souverän, seinen Liedern fehlen aber die Strahlkraft und das Gefühl fürs Unbenennbare. Paradebeispiel: Der Song „Villain“, in dem sich Duettpartnerin Marissa Nadler die Seele aus dem Leib singt. „This Is Another Life“ sollte profitieren von diesem Moment. Tatsächlich lässt er Lortz mit all seinen Bemühungen aber nur alt und traurig aussehen.