Nachdem Weilheim im deutschsprachigen Raum fast ausschließlich für nervösen Frickel-Rock verantwortlich war, kommt jetzt auch Wels in Österreich zum Zuge.
Das Wiener Label Trost schickt die Welser BulBul ins Rennen, bislang eher ein Solo-Projekt von Gitarrennoiser Manfred Engelmayer, doch durch eine Deutschland Tour zu einer richtigen Band gewachsen. BulBul feilen an der Zerfaserung aller gängigen Strukturen des Rocks und zerlegen metallschwere Riffs bis aufs Skelett. Wen wunderts, dass dabei ein gebrochenes und stilistisch kaum einzuordnendes Album herauskommt. Aufgenommen wurde das Ganze analog auf der Ruine Schrattenberg, die wohlmöglich die passende Umgebung für den seltsamen Appeal der Platte darstellen mag. BulBul erforschen die schwere Langsamkeit der Stromgitarren und verschieben und brechen die Takte so, wie es ihnen gefällt. Deshalb rockt das Album auch kein bisschen, sondern schleift von vorne bis hinten kratzend über den Asphalt. Bläser und Geräuschsamples erzeugen ein abwechslungsreiches Inferno zwischen Big Band und Maschinenhalle. Deshalb kann man die Platte vorsichtig an einer Schnittstelle zwischen James Last, den Melvins, Merzbow und Shellac einordnen. Wirkliche Vergleiche würden jedoch nicht funktionieren, da die Band stilistisch einen eigenen Mikrokosmos entwickelt hat, der für sich selber stehen muss. Am Schluss bleibt eine avantgardistische Neuordnung von teilweise schon erprobten Abstraktionen innerhalb des riesigen Spektrums Rock.