Botanica
...Vs. The Truth Fish

Als musikalischer Tausendsassa ist er bekannt und hat sich mit den ersten beiden Botanica-Alben den Ruf als professioneller Schwerenöter erarbeitet. Herr Wallfisch ist im Hauptberuf der Orgelmann bei Firewater und kommt nun – endlich, möchte man sagen – mit elf neuen Botanica-Songs um die Ecke. Hier ist weltumspannender Eklektizismus nach wie vor Programm. Nach einem kurzen Gypsy-Instrumental begeistert „The Flag“ mit herrlich semitischer Hektik, bis der Hut an die Decke geht. Erst dann gehen Wallfisch und Co. gemächlich zu dem über, was Botanica zeitlebens ausgezeichnet hat: opulent inszenierter Blues in der Kragenweite eines American Music Club, oft multiinstrumental, niemals eindimensional und fast immer schwermütig wie ein Morgen ohne ausreichend Nacht. „Billboard Jesus“ blickt anfangs verstohlen in Richtung Pink Floyd, um nach endlosen sechs Minuten einen Adler den glorreichen Kampf gegen seine lahmen Flügel gewinnen zu lassen. Nicht zuletzt „Good“ und „Lost“ sind wohl die besten Beispiele für die exquisite Melodramatik, die Botanica erschaffen können. Das ist Schnittmengenmusik vom Feinsten, die Freunde von Eleven über Giant Sand bis hin zu Anhängern von Obertodesmucker Nick Cave niemals im Stich lassen wird.