Bobby Womack
The Bravest Man In The Universe
Text: Oliver Schröder
Es klingt wie ein Hollywood-Drehbuch: Erfolgreicher Musiker rettet vom Weg abgekommene Legende aus tiefer, drogenbedingter Lebenskrise, indem er ihn anruft und um Gastvocals für das Album seiner Band bittet, die aus Comicfiguren besteht. Die Gorillaz-Single “Stylo” deutete bereits an, in welche Richtung “The Bravest Man In The Universe” gehen könnte. Damon Albarn hat produziert, seine Handschrift ist unverkennbar: Reduktion aufs Wesentliche, rhythmische Schwere mit einem Faible für klassische Arrangements. Ebenfalls mit im Studio war Richard Russel, der einen ähnlichen Rettungsversuch mit Gil Scott-Heron startete und noch einmal ein grandioses Album mit der Spoken-Word-Legende aufnahm, kurz bevor Scott-Heron starb. Nach Womacks Mitteilung vor kurzem, dass er an Krebs erkrankt sei, scheinen die Parallelen geradezu unheimlich und sind hoffentlich kein schlechtes Omen. Inhaltlich zieht er allerdings schon mal Resümee, die Stimme voll schmerzhafter Furchen: “Please forgive my heart/ Its not that the problem/ Lies anywhere in there/ Im a liar/ Im in a dream/ Goin my own way/ Nothing to rely on”. Gestützt von Beats, Samples und Klavier vollzieht Womack einen harschen Bruch mit seiner Vergangenheit. Glamourös glitzern hier nur noch die Instrumente. Mit denen wird direkt an der Seele gearbeitet, bis alle Wurzeln freigelegt sind. Womack steht trotz allem im Mittelpunkt, nur in “Dayglo Reflection” lässt er sich von Lana del Rey die Show stehlen. Ein Album wie eine Schnittstelle zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.