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    Blind Passengers
    Neosapiens

    VÖ: 26.02.2001 | Label: Goldrush/BMG
    8 / 12

    4-Ohren-Test

    Das, woran Atrocity vom Coverwahnsinn befallen werkelten, schrauben die Blind Passengers dank eigenem Notenschlüssel solide zusammen. Vordergründig betrachtet ist das neue Album der Berliner Industrialrocker vom tribalen Stampfsinn einer technikhörigen Gegenwart beseelt. Gleichfalls aber groovt das Harmoniespektrum der 80er Jahre dominant mit, poppig oder gemosht, fast durchweg mit dem Feeling cyberpunkig-melodiöser Rocknummern versehen und ins Wechselbad der Vorgängeralben „Destroyka“ und „Bastard“ getaucht. Im gleichnamigen Buch zur CD, das das Konzept von „The Trash Inside My Brain“, „Bastard“ und „Neosapiens“ zum literarischen Gesamtwerk vereint, schreibt Band-‘Steuermann’ Nik Page vom „Takt des gnadenlosen rhythmischen Gemetzels“. Gemeint haben wird er damit wohl den alten Pat Benatar-Hit „Love Is A Battlefield“. Gerade die elegische Schlussnummer „Hall Of Pain“, Streicher, irische Rudimente und Thommy Hein (u.a. Produzent von Tanzwut, Scycs und Dreadful Shadows) im Stiernacken, sind beispielsweise Pink Floyds „The Wall“ näher als Urvätern des Maschinenparks. Blind Passengers rocken eben und lotsen den Eunuchenmetal in eine zweistimmig verfeinerte Song- und Melodiewalze. Das Cover von „Troops Of Tomorrow“ (Vibrators, Exploited) verdeutlicht zudem, dass die Berliner Techniker trotz elektronischen Spieltriebs immer auch ein wenig hippiesk und punky sind.
    Michael Klarmann 8

    Atrocitys 80s-Coveralbum hatte ich die stinkende kleine Ein-ZKB-Wohnung in meinem Gedächtnis eigentlich fristlos gekündigt und gehofft, ihm niemals wieder zu begegnen. Besten Dank. Und „vordergründig“? Wieso vordergründig? Würde das nicht implizieren, dass dem Konzept dieser Kapelle hier eine zweite, quasi Metaebene zugrunde liegt? Habe ich nicht entdeckt. Und das „Harmoniespektrum der 80er-Jahre“ groovt also „dominant mit, poppig oder gemosht.“ Äh, was? Zu hoch für einen kleenen Punker wie mich. Dass „Neosapiens“ modern und adäquat produziert und von futuristischer Atmosphäre ist, mag ja sein, aber den Punk der Passengers muss mir mal jemand zeigen. Mit einer „Troops Of Tomorrow“-Coverversion jedenfalls ist es nicht getan, um sich subversiven Anstrich zu verschaffen. „Hall Of Pain“ steht in keiner Weise Pink Floyd nahe, außer dass der Refrain geradezu dreist von „The Wall“ geklaut wurde. Oder sollte dies eine versteckte Referenz und damit Ehrerbietung sein? Außerdem: Tracks wie „Insane“ und „One Day“ klingen wie Korn minus Crossover plus Gothik. Und zwar ganz schön unverfroren. Soll heißen: Die Blind Passengers wissen schon, warum sie so heißen. Vielleicht merkt es ja keiner, und sie schleichen sich so durch. Man bastelt sich seine Identität aus den Blaupausen einiger anderer. Und stehen damit in einer wunderbaren Reihe mit den Dreadful Shadows, Tanzwut und den Scycs. Na super.

    Christian Kruse 2

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