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    Jehnny Beth
    To Love Is To Live

    VÖ: 12.06.2020 | Label: Caroline/Universal
    Text:
    Jehnny Beth - To Love Is To Live

    Solange es Liebe, Sex und Zärtlichkeit gibt, ist keine Zeit zu sterben. Ohne ihre Savages schlägt Jehnny Beth sinnliche Klaviertöne im eiskalten Bunker an.

    Überragende Alben, bei deren forscher Sexualität einem vor Bewunderung alles einschrumpelt, dominieren die vergangenen paar Jahre, aber so französisch war bisher keins von ihnen. Beth, die ihr Geburtsland schon vor 15 Jahren gen London verließ, um dort als Frontfrau der Savages neue Post-Punk-Standards zu setzen, bleibt auch auf ihrem Solodebüt der englischen Sprache treu, während sie klanglich ganz woanders spielt. Für „To Love Is To Live“ versetzt sie ihr ursprüngliches Instrument, das Klavier, in die stimmungsvolle „The French Countryside“ und in die Raucherbars von „We Will Sin Together“, wo sie als Auftragskillerin das nächste Bond-Girl über die Tasten zieht: „To love is to live/ To live is to sin/ I’ll take you down with me.“ In Stücken wie „How Could You“ oder „I’m The Man“ industrialisiert sie sich mit einer Wucht, bei der es längst nicht mehr darum geht, wer mal die Hosen anhatte: „I’m the man/ There’s no bitch in town/ Who doesn’t understand/ How hard my dick can be.“ Aufgenommen hat Beth die elf Stücke, die von hämmernder Unterkühltheit bis zur düsteren Ballade reichen, in Los Angeles, London und Paris und dabei neben Savages-Produzent Johnny Hostile und Brit-Drama-Experte Flood auch Atticus Ross angeheuert, um ihr Album bloß nicht zu wenig nach Blockbuster klingen zu lassen. Besser hätte das nicht funktionieren können. „To Love Is To Live“ ist Dolby-Surround und 4D, es lässt magisch überdimensionierte Teile roboterhaft perfekter Körper über die Köpfe schweben und rüttelt bassig die Sitze, bis sie von allein vibrieren. Es kreischt und explodiert und geht in Flammen auf, um dann vom kargen Planeten aus umso heimeliger über die Synthiewellen zu senden wie CocoRosie und Grimes aus dem gemeinsamen Bunker: „She loves me and I love her/ I’m not sure how to please her“. Dazu haucht und stöhnt es schöner als Jane Birkin. Dass Beth großes Songwriting und Eingängigkeit genauso beherrscht wie atemberaubende Sperrigkeit, haben beide Alben der inzwischen auf Eis liegenden Savages gezeigt. So viel entschlossene Produktion aber gab es selbst dort nie – kein Wunder, dass Joe Talbot von Idles, Romy Madley Croft von The XX und Schauspieler Cillian Murphy im Studio vorbeischauten, um sich aufs Album zu drängeln. Live wollte Beth das ursprünglich in schicken, aber mittelgroßen Clubs in Hamburg und Berlin auf die Bühne bringen. Vielleicht ist das jetzt die Gelegenheit, sich erst mal eine Nebelmaschine für den Hausgebrauch zu bestellen.

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