PJ Harvey oder Perry Farrell, Björk oder garstige Gewitterhexe: Was Tweed gesanglich auf “Bad Powers” abliefert, geht kaum auf eine Kuhhaut, überzeugt aber nicht immer. Dass man auf sie besonders hören wird, dürfte ihr klar sein: Bad Powers entsprechen personell zu drei Vierteln den seligen New Yorkern Made Out Of Babies. Jene waren drauf und dran, sich mit ihrem dritten Album “The Ruiner” im noisigen Indierock zu etablieren, als ihnen die Sängerin Julie Christmas von der Fahne ging. Die drei verbliebenen Mitglieder schüttelten sich, suchten Ersatz, einen neuen Bandnamen und siehe da: “Bad Powers”, das selbstbetitelte Debüt, liegt in Steinwurfweite vom alten Zuhause. Hier dominieren Post- und Noiserock, dazu kommt je ein Quantum Postpunk und Avantgarde-Metal. “Electricity Should Be Free” etwa schüttelt sich unter hellem Wehklagen und dunklen Beschwörungen und bewegt sich auf einem Chassis aus rollenden Drums vorwärts, die keine Bremse kennen. Dank galligem Gefauche und einer fein gezahnten Gitarre, die genüsslich Nervenstränge zersägt, weiß man auch ohne Warnschild, dass “Hit Sniffing Dog” kratzt, beißt und mindestens die Tollwut im Leib hat. Bad Powers verbauen aber nicht alle Zugänge zu ihrer Musik mit Disharmonien, Lärm und Wut. Das halbakustische “Chineseish” flattert von Noise und Ballast befreit mit einer verwunschenen Gesangslinie in Richtung PJ Harvey. In “Bread And Butter” überschlägt sich Tweeds sanfte Stimme ähnlich wie bei der Bermuda-Elfe Heather Nova. Verrückt, aber einen Versuch wert.