Architects
The Sky, The Earth & All Between

Kleinigkeiten zeichnen “The Sky, The Earth & All Between” aus, eine Platte, die schon im Namen nach der großen Geste sucht und sie spätestens in dick aufgetragenen Refrains findet. Anders geht es kaum als Stadionband in spe, und als solche zeigen sich Architects maximal stabil. Doch in den Ritzen blüht die wahre Schönheit dieses Albums, das weiter daran arbeitet, den Genrebruch von “For Those That Wish To Exist” einzufangen.
Schon durch den Opener “Elegy” flirren Trance-Sounds, die sich in “Everything Ends” zu wuchtigen Synthesizer-Wogen steigern. Ungewohnt handfest sind hingegen die Gniedel-Momente, die sich Adam Christianson in “Blackhole” und “Evil Eyes” gönnt – Grüße in die Arena-Rock-Geschichte, die genüsslich am polierten Sound kratzen.
Frecher ist nur, wie im hämmernden Breakdown der ersten Single “Seeing Red” Gitarren den Platz mit Samples tauschen und ein Chor lustvoll den Pre-Chorus kapert. Schon lange experimentieren Architects mit solchen Sounds, nun gelingt es vollends, Electronica nicht bloß funktional als Ambiente, sondern funkelndes Ornament zu nutzen. Anteil daran hat fraglos Fish, der im vergangenen Jahr mit Poppys hervorragendem Album “Negative Spaces” bewiesen hat, wie schlüssiger, vielseitiger und moderner Pop-Metal klingen muss.
Noch besser als die vier Allrounder-Singles bedienen dieses Rezept jene Songs, die in eine Sparte eintauchen. Zwei Industrial-Exkursionen in Kooperation stechen hervor: Mit House Of Protection treibt “Brain Dead” Punk Metal an die Grenze zu Noise, mit Amira Elfeky streifen Architects düster durch grelles Synthie-Flackern. Die stimmliche Abwechslung ist willkommen, wobei auch Sam Carter hörbar an seiner Performance geschraubt hat. Ausgerechnet im halb-ironischen “Seeing Red” klingt er locker, ergeht sich im Gegenzug in der gelungenen Ballade “Everything Ends” voll in Post-Malone-Schmalz. All das braucht die Band, wenn es im Sommer wieder in die Stadien geht.
Als Support von Metallica, eigentlich aber bei allen Gelegenheiten in den vergangenen Jahren war zu hören, dass Architects live vor allem auf ihr jüngstes Material zurückgreifen – einfach, weil es sich auf jeder Bühne präzise und drückend reproduzieren lässt. Dass die Nachzügler des 00er Jahre Metalcore mit ihrem elften Album endgültig an der Schwelle zu einer der großen Bands ihrer Generation stehen, merkt man der Musik an. Schön, dass “The Sky, The Earth & All Between” unter diesem Druck nicht zerbricht.
Das steckt drin: Bring Me The Horizon, Linkin Park, Spiritbox
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