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    Anyone
    dto.

    VÖ: 04.02.2002 | Label: Roadrunner/Universal
    9 / 12

    4-Ohren-Test

    Würdige Erben von Jane’s Addiction? Sicherlich große Worte und eventuell auf pure Begeisterung zurückzuführen, aber die Ähnlichkeiten bzw. der Einfluss von Perry Farrells Schaffen sind bei Anyone nicht von der Hand zu weisen. Sie werden als “eher untypische Roadrunner-Band” bezeichnet. Das stimmt genau wie bei Nickelback (mit dem sie sich den Produzenten Rick Parashar teilen). Ich hätte meinen Arsch darauf verwettet, dass das Argument `Wer soll denn diesen Retro-Sound noch kaufen?` kommen würde. Eigentlich per se ein Unding, nach einem Jahrzehnt schon von `veraltet` zu sprechen. Ist ja auch nicht hip, New Metal mit Alternative zu vermischen, darauf noch einige Gitarren-Obertöne Marke Steve Vai zu packen und so etwas Spannendes zu kreieren. Böse Achtziger? Und dazu noch partielle Zitate der alten Säcke von Led Zeppelin und Pink Floyd? Solche Schlagworte sind einfach und schnell aus der Rezensenten-Schublade zu kramen. In einem Punkt allerdings hat Patrick Recht: Die Platte ist ein wenig zu lang geraten. Trotzdem: Anyone verspielen sich nicht, sondern verarbeiten ihre Einflüsse. Allein deswegen sollte man ihnen Respekt zollen. Klassischer Crossover für aufgeschlossene Ohren eben, und zudem musikalisch wertvoll. Und was das Ganze mit Saga zu tun haben soll, ist mir ein vollkommenes Rätsel…
    9

    Anyone – ohne Zweifel ein spielstarker Alternative-Dreier – greifen nach dem Weirdo-Thron. Leider ist verrückte Virtuosität sekundär, wenn man die falschen Zutaten zusammen rafft. Schon einige Jährchen treibt Sänger/Gitarrist Riz Story im Orange County sein musikalisches Unwesen, zu Beginn gar mit dem alsbald zu den Foo Fighters desertierten Taylor Hawkins im Schlepptau. Was er da so angesammelt hat zwischen Led-Zeppelin-Esoterik, Pink Floyd-Nebel, Jane`s Addiction-Gehabe und NuMetal-Geriffe, bekommen wir nun geballt auf die Glocke. Gleich 16 mal müssen Story und seine nicht minder auf seltsam gedrechselten Kollegen Static (Bass – psychedelischer Yoga-Freak) sowie Nipples (Drums – 46,5 Stunden Dauer-Drumming!) ran. Da geht der Überblick dann doch leicht verloren: Halbgares mischt sich mit angestrengt Verquastem, und am Ende steht die Erkenntnis, dass man mindestens die Hälfte dieser Songs auch gut und gerne im Proberaum hätte lassen können. “Real” etwa kommt über holprige Westentaschen-Sphärik á la Saga kaum hinaus – inklusive böser 80s-Metal-Soloeskapaden und allem Pipapo! Überhaupt muss man dem Gros des Materials auf vorliegendem Erstling einen Nerv tötenden Hang zum Artifiziell-Unterkühlten, Frickeligen, Effekt-Überladenen attestieren. Einzig das flotte “Don`t Wake Me” scheißt nicht gänzlich auf die Hookline. Der Rest ist ungreifbar und altbekannt zugleich. Niemand und doch jeder. Fraglich, wer das kaufen soll.
    Patrick Großmann 4