Animal Collective
Isn't It Now?

Als Animal Collective Anfang der 00er-Jahre die Bühne betraten, klangen sie so inspiriert, dass viele andere Indie-Acts daneben verblassten. Das Problem an der Sache: Im Verlauf der Jahre holten die anderen auf – und so wirkten die großen Erneuerer von einst 20 Jahre später selbst blass.

Der verschachtelt-geschichtete Psych-Pop von Animal Collective verlor an Magie, da halfen auch Theorie und Konzept nicht weiter. 2022 bekam die Band aus Baltimore wieder die Kurve: „Time Skiffs“ war die einfachste Animal-Collective-Platte seit langem – und eine Rückkehr zu großer Form.

„Isn’t It Now?“ setzt noch einen drauf. Animal Collective überlegten dieses Mal nicht, welche sinnlichen Experimente sie durchführen oder übersinnlichen Storys sie erzählen wollen – der Fokus lag auf der Musik. Auf der Weiterentwicklung der Gesänge, auf der Einführung neuer Elemente wie Harmonien und Instrumenten aus der Renaissance-Zeit.

Auch haben Animal Collective die notwendigen Längen ihrer Tracks neu gedacht: „Broke Zodiac“ und „All The Clubs Are Broken“ sind ausformulierte Lieder, laufen aber deutlich unter drei Minuten. Dafür gönnt die Band „Defeat“ stolze 22 Minuten – und keine davon langweilt, weil die Suite diese Zeit benötigt, um sich auszustrecken wie ein Tiefdruckgebiet zur Regenzeit. Obendrauf gibt’s mit „King’s Walk“ ein A-cappella-Stück, bei dem Animal Collective wie die Fleet Foxes zu Besuch im Beach Boys-Camp klingen.

Das steckt drin: Beach Boys, Fleet Foxes, Pink Floyd