Um Spaß zu machen, muss klassischer Thrash Metal nicht unbedingt originell sein, das haben im vergangenen Jahr bereits Space Chaser mit ihrem überragenden Debüt bewiesen. Während die Berliner sich vor allem an den New Yorkern wie Overkill oder Anthrax orientiert, haben die Spanier Angelus Apatrida sich ihren reinrassigen Thrash aus den Hauptwerken der großen Altvorderen der Westküste wie Testament, Exodus und Heathen zusammengebaut und mit jugendlicher Energie aufgemotzt. Was beide Bands eint, ist ihr spürbarer Wille zu memorablen Refrains und ihr bemerkenswert hohes technisches Grundniveau. Das ultrapräzise Riffing, das rasante Schlagzeug und vor allem die überragenden Gitarrenmelodien haben durchweg internationales Top-Niveau, lediglich der Gesang könnte etwas mehr Giftigkeit und Charisma vertragen, der Gesamtsound etwas dreckiger und roher sein, um noch mehr Energie zu transportieren. Dass sind aber kleine Makel an einem Album voller Hits, an dem Genre-Freunde wegen der Detailfülle lange Freude haben werden. Man höre nur die traditionellen Gitarren-Leads bei “Speed Of Light” (mit Gastgitarrist Michael Amott von Arch Enemy), die eingestreuten akustischen Zwischenspiele, die an die großen Zeiten von Testament oder Metallica) denken lassen, oder den abschließenden, neun Minuten langen Titelsong, der trotz seiner Länge nie Stringenz vermissen lässt. Anscheinend ist Europa in Sachen Thrash mit Bands wie Angelus Apatrida, Space Chaser oder Headshot im Untergrund und Kreator als Flaggschiff mittlerweile tatsächlich voraus.