Andy Bell
Pinball Wanderer

Ob nun Paul Wellers Steve Craddock, Blurs Graham Coxon oder eben Bell, der in Gestalt von Ride und Oasis gleich zwei große Bands im Portfolio trägt – wenn Gitarristen abseits ihres angestammten Terrains solieren, haben Interesse und Neugier des Publikums zuweilen nur geringe Halbwertszeiten.

Im Fall von Bell bricht dieser spätestens jetzt jenes Kontinuum, und das nicht allein, weil er mit Michael Rother und Dot Allison illustre Gäste an Bord hat. Es ist vielmehr die Klasse der vertretenen Songs, mit denen Bell hier reüssiert. “Panic Attack” verdrahtet klassischen Shoegaze der Marke Ride mit der stoischen Grandezza von Neu!. “I’m In Love…” ist zum Niederknien schön, Rothers Gitarre setzt spacige Akzente, Allisons Stimme ist die klanggewordene Einladung zum Trip ins All. “Green Ufo” passt vom Titel bestens, bricht stilistisch jedoch in ganz andere Galaxien auf, von fern weht “Fools Gold” herüber, eine Prise “Loaded” – ein achtminütiges Krautfunk-Biest für die nächste Clubnacht. “The Notes You Never Hear” transzendiert Kraftwerk und Pink Floyd, “Space Station Mantra” beendet das Album als Shoegaze-Meditation im Isolationstank.

Einen Song wollte Bell in einer Nacht nur mixen, am Morgen hatte er das komplette Album fertiggestellt. Was für ein Produktionstrip. Und welch faszinierendes Ergebnis. Bell dürfte gern bald mal wieder eine schlaflose Nacht haben.

Das steckt drin: Alfa 9, Neu!, The Stone Roses