Dass bei der jungen Band aus Stoke-On-Trent Form über Inhalt triumphiert, deutet schon die Aufmachung an: Irgendein Image-Fuchs scheint das Quartett über die verkaufsfördernde Wirkung von Sonnenbrillen und Anzügen aufgeklärt zu haben. Aber Interpol-Lookalike hin oder her, hier geht es um Musik. Warum “Welcome Home” auch in dieser Hinsicht auf dem Entertainment-Niveau von Tischfeuerwerken bleibt, offenbart sich schnell: Jede hübsche Idee und alle sorgsam erdachten Melodien und Hooklines sind bis zur Unkenntlichkeit glatt geschliffen und auf schmerzfreie Konsumierbarkeit hin ausgelegt worden. Aalglatt produziert und immer brav aus der Deckung agierend, tendiert der Wallungswert von “Welcome Home” schlicht gegen Null. Zehn Songs sind auf dem Debüt von All The Young, viele davon ohne Gespür für kraftvolle Dissonanzen, Dynamik oder wenigstens losgelöstes Pathos. Nur das Titelstück überzeugt mit einem echten Spannungsbogen und zeigt das Stadionrock-Format, das bei Biffy Clyro oder den guten Manic Street Preachers-Alben so mitreißend ist. “New Education” suggeriert mit seiner Akustikgitarre noch eine gewisse musikalische Spannbreite, von der am Ende aber nicht mehr bleibt als ein bisschen weniger Lametta, womit auch dieser Song im soliden Nichts des Rests verschwindet. All The Young besitzen alle Zutaten, vermasseln aber regelmäßig das richtige Verhältnis. “Welcome Home” ist deshalb wie ein Rock gewordener Bausparvertrag – ziemlich öde, aber wenigstens finanziell eine sichere Bank.