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    Alias Caylon
    Follow The Feeder

    VÖ: 27.02.2009 | Label: Rookie/Cargo
    Text: Patrick Agis-Garcin
    8 / 12

    Mehr als nur bloße Herdentiere: Alias Caylon sind auf dem besten Wege, sich endgültig vom Fremdernährer zu emanzipieren.

    Mit dem ungemein treffend betitelten „Resorbing Everything“ feierte die schleswig-flensburgerische Freundschaft im Sommer 2005 einen beachtlichen Einstand im Spannungsfeld der 3P-Formel aus Punk, Postcore und Pop. Wie ein Schwamm saugten die vier Nordlichter damals wissbegierig und voller Tatendrang allerhand Einflüsse auf, nur mit der eigenen Identität war es dabei nicht sonderlich weit her. Ein Vorwurf, der sich drei Jahre später vielleicht noch immer nicht ganz entkräften lässt, aber weitaus weniger schwer wiegt. Die Songs sind dieses Mal eine ganze Ecke stärker, weil ausformulierter, dynamischer und von Grund auf breiter definiert. Was nicht heißt, dass sich die Band ihre jugendliche Unbeschwertheit nicht bewahrt hätte: Wie gleich der rotzige Opener „High Time“ mächtig Dampf ablässt und ohne übermäßigen Respekt unverblümt ins Gesicht springt, macht schlicht und einfach Freude. Generell aber sind die Screamo-Einlagen seltener geworden, zeigt sich die Band deutlich wandlungsfähiger: So ungezwungen poppig wie im sonnigen, zugleich aber selige Melancholie ausstrahlenden „Seven/Eight“ hat man die Band noch nie erleben dürfen. Das erinnert angenehm an die besseren Tage der Hundred Reasons, und auch „When Worlds Collide“ erweist sich als annähernd perfekt geglückte Kreuzung aus Punk, Pop und Alternative. Solch eingängigen Momenten stehen komplexe, auf verschlungenen Pfaden wandelnde Stücke wie das düstere Schatten werfende „Stand By Mode“ oder der letzte Wut- und Energiereserven mobilisierende Schlusspunkt „Copypastesoldout“ entgegen, bei denen sich ein anderer Name ins assoziative Gedächtnis drängt: der der guten Kumpels und ehemaligen Redfield-Labelgenossen Trip Fontaine. Der glamouröse Groove von „Repeat Offenders“ tanzt wiederum völlig aus der Reihe, und zwar schnurstracks in jene Disko, in der sonst Head Automatica als Haus- und Hofband den Ton angeben. Ein zunächst gewöhnungsbedürftiges, aber gelungenes Experiment, derer man sich im Kontext einer Reihe zu brav und austauschbar geratener Standards durchaus noch mehr gewünscht hätte. Stichwort: Extreme ausloten. Der erste Schritt aber, um in Zukunft voll und ganz auf eigenen Füßen zu stehen, ist hiermit getan. Mehr noch als das: Wenn Alias Caylon so weitermachen, dürfte sich das geklonte Dolly-Viech auf dem Cover in Zukunft klammheimlich als Leitwolf im Schafspelz entpuppen.

    Anspieltipps High Time | Seven/Eight | Repeat Offenders

    weitere Platten

    Where There Be No Land

    VÖ: 17.08.2018

    Resorbing Everything

    VÖ: 06.06.2005