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    24/7 Diva Heaven
    Gift

    VÖ: 11.10.2024 | Label: Noisolution/Edel
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 379
    Schönheit
    24/7 Diva Heaven - Gift

    „Alerta, Alerta, Romantica Forever“, grölen 24/7 Diva Heaven in “L.O.V.E. Forever” und recken die Fäuste gleichzeitig in die Luft und zielen in die Magengruben Ewiggestriger. Diese zweite Platte holt aus smarten Texten und dem Einmaleins des Garage-Punk das Maximum an Spaß heraus. Da wird selbst Arnim Teutoburg-Weiß romantisch.

    “L.O.V.E. Forever” ist nicht als Übertragung der rosaroten Brille aufs Weltgeschehen zu verstehen. 24/7 Diva Heaven sind auch auf ihrem zweiten Album ziemlich angepisst über aktuelle und längst verfestigte Missstände. “Gift” formuliert diesen Frust in einer ruppigen Landschaft aus Grunge, Noise und Punk. Songs über 3:30 Minuten? Braucht es nicht. Ausschweifende Experimente? Auch nicht. Das Trio spielt seinen Sound gestärkt vom kleinen Hype ums Debüt “Stress” auf den Punkt.

    Nach Touren mit Dream Wife und Team Scheisse und jeder Menge Lob von Presse und Fans haben sie sich dieses nächste Band-Level verdient freigeschaltet. Manche Dinge bleiben aber natürlich gleich: „Can’t wait for your advise“, singt VISIONS-Kolumnistin Kat Ott-Alavi etwa in “Crown Of Creation”, das sich im knittrigen Karohemd aus der 90er-Grunge-Schublade über die patriarchale Bevormundung auslässt. Feministischen und aktivistischen Grundsätzen bleibt die Platte also treu, dafür wird mal mit voller Inbrunst ins Mikro „You gotta suck shit up“ gespuckt (“Suck It Up”), an anderer Stelle zu galoppierendem Noise-Lärm in zwei Minuten zur nächsten Demo gestürmt (“Face Down”).

    Im besten Sinne klingt die Platte somit nach einer Fortsetzung von “Stress”, bringt aber auch eine bis dato unerreichte Euphorie in den Mix. Die klingt im rotzigen Opener “Rat Race” – das Amyl & The Sniffers vermutlich auch gerne geschrieben hätten – an, aber auch im hymnischen “These Days”, für das Arnim Teutoburg-Weiß als Gastsänger vorbeischaut. Bei dessen Beatsteaks waren 24/7 Diva Heaven auch schon Überraschungsgast; so schließt sich der Kreis. Und doch: Bei all der Weiterentwicklung wirkt “Gift” nie überproduziert oder gar kalkuliert.

    Zum leicht angekratzten Sound passt auch “Flawless Fool”, das mit Sätzen wie „Perfection is forever“ über den Leistungsdruck und den Anspruch auf Makellosigkeit bei FLINTA debattiert. Karoline Paschedag am Bass und Marie Westphal an den Drums liefern sich zu diesen Zeilen ein Duell der Extraklasse. Kurz: Wer seine Wut in so schöne Formen bringt, dazu noch Hymnen mit Popappeal textet und seine Produktions-Skills auf ein solches Niveau bringt, hat auch etwas Romantik verdient. Alle Punk-Herzen Deutschlands sollten 24/7 Diva Heaven spätestens nach diesem Album gehören.

    Das steckt drin: Amyl & The Sniffers, The Distillers, Riot Spears

    weitere Platten

    Stress

    VÖ: 19.03.2021