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    The Dears
    No Cities Left

    VÖ: 11.10.2004 | Label: Bella Union/Rough Trade
    8 / 12

    4-Ohren-Test

    Spiel jeden Song so, als könnte er dein letzter sein. Murray Lightburn, Sänger und Songwriter der kanadischen Dears, hat sich fest vorgenommen, die Chance einer eigenen Platte nicht leichtfertig zu verspielen. Seine Vision: Morrissey ist ein Heiliger, Conor Oberst ein Prophet und im rotweingetränkten Pompös-Britpop steckt die Wahrheit. The Dears gehen aufs Ganze: Streicher, Bläser, Ausbrüche, Gesten – all dies gibt’s mehr als genug, und ab und an wünscht man sich, dass sie auch mal schlanker arrangieren. Aber wer sich zum Beispiel „Lost In The Plot“ in der richtigen Stimmung anhört und mal kurz verdrängt, dass Lightburn für diese Gesangslinien von Morrissey wegen Plagiats verklagt werden könnte, der lauscht einem der großartigsten Popmomente des Jahres. Auch die erste Single „We Can Have It“ verzaubert mit treibender Melancholie und plötzlichem Krach am Ende, der eben an die End-Dissonanzen der Bright Eyes erinnert. Überraschungen gibt es gegen Ende, was wiederum beweist, dass die Dears diese Platte sehr Gewissenhaft zusammengestellt haben. „Never Destroy Us“ klingt mit seinen flächigen Strings, Soul-Vocals und beschwingten Bläsern lässig, überlegt – und vor allem eigenständig. Hier sollte die Zukunft der Dears liegen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der talentierte Lightburn als übermotivierter Morrissey-Jünger mit Hang zur selbstverliebten Hommage schnell in Vergessenheit gerät.

    André Boße 8

    The Dears haben leider nicht begriffen, dass sich ihre so betont lässig vorgetragene Melancholie mit pompösen Streichern, Pauken und Trompeten nicht vertragen will. Das Feeling der Bright Eyes lässt sich nicht einfach mit der Opulenz von The Divine Comedy zu Bastard-Pop verwursten. Und wenn man schon so dreist den Smiths die Füße küsst, sollte Murray Lightburn wenigstens nicht versuchen, noch drei Lagen emotionaler als Morrissey zu singen. Gerade das hoffnungslos überladene „Lost In The Plot“ ist diesbezüglich ein gutes Beispiel für schlechten Pathos. Und es kommt auch eher albern als authentisch, wenn sie gegen Ende von „Never Destroy Us“ urplötzlich die lauten, schrägen Indie-Rocker geben, Lightburn gleich darauf in „Warm And Sunny Days“ von seinen Magenschmerzen jammert und bei „22: The Death Of All The Romance“ wieder Streicher, Glöckchen und Gebläse um die höchste Schaumkrone wetteifern. „The Second Part“ verplätschert mit viel „Lalalala“ in der nächsten Regenrinne, „Expect The Worst / ‚Cos She’s A Tourist“ wäre selbst durch einen Schmalzfilter kaum zu ertragen und der Titeltrack kann auch dem ganz jungen David Bowie nicht das Wasser reichen. Hängt den DJ, der diesen belanglosen Aufguss statt der Originale auflegt, am Mantelhaken in der Garderobe auf!

    Dirk Siepe 3

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