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    Ambulance Son
    Key

    VÖ: 01.11.2004 | Label: Saddle Creek / Indigo
    Text: Armin Linder

    Son, Ambulance arrangieren ihre ganz eigenen Kunststücke mit 88 Tasten. Tatsächlich bedeutet „Key“ nicht nur „Taste“, sondern auch: der Schlüssel zum Glück.

    Angefangen hat für Son, Ambulance alles mit „Oh, Holy Fools“, einer verbrüdernden Split-CD mit Bright Eyes. Und nach dem eigentlichen Debüt „Euphemystic“ hebt nun das zweite Album „Key“ den Fünfer aus Omaha beinahe auf Augenhöhe mit Labelprimus Conor Oberst. Auch hinter Son, Ambulance steckt ein ganz eigenwilliger Kopf: Joe Knapp schaut auf Fotos derart jung und bedröppelt drein, als würde er kurz vorm Highschool-Abschluss stehen und seine Songs in der großen Pause schreiben. Zwischen dem Philosophie-Wahlkurs und dem Sportunterricht, in dem er grundsätzlich als Letzter gewählt wird. Wie er mit seiner Stimme die Tonleiter rauf und runter rennt, zeugt hingegen von der ganz hohen Schule. Und man fragt sich, ob er seine Musik liebt, weil er einsam ist. Oder ob er nicht doch eher einsam ist, weil er seine Musik liebt. Immerhin hat er ja noch seine Band, die ihm treu zur Seite steht, vor allem sein Bruder Daniel, dessen Finger zärtlich über die Tasten huschen. Son, Ambulance sind anders als die anderen, auch wenn man immer wieder gute Bekannte auszumachen glaubt. Ab und an schaut das Genie eines Elvis Costello oder Elton John vorbei. Durch „Billy Budd“ stolpert Joe Knapp wie der tollpatschige kleine Bruder von Jarvis Cocker. Melodieverliebte Überzeugungsarbeit wie „Pleasure, Now“ zeigt Keane, wo im Klavierkasten die Hämmer hängen. Für „Sex In C Minor“ und „Case Of You / Wrinkle, Wrinkle“ nehmen sich Son, Ambulance jeweils über sieben Minuten Zeit, um auch wirklich keine Finesse auszulassen. Und „Paper Snowflakes“ erhebt fast schon Anspruch auf einen modernen Klassikers, der dieser Band zu größerem Ruhm verhelfen könnte, ja einfach muss. Da nimmt man auch manche Länge oder diverse Drumcomputer- und Blues-Eskapaden in Kauf. Und findet eine neue Lieblingszeile, die einem noch viele Morgen lang über die Bettkante helfen wird: „Paper snowflakes don’t melt in the sunshine. Plastic roses don’t wilt through your eyes. Glass tears don’t dry.“