Ken
Stop! Look! Sing Songs of Revolution! // I Am Thief

Anders als Scumbucket, die seit dem ersten Album als feste, obschon nur in den Blackmail-Pausen ins Leben gerufene Band fungieren, sind Aydo Abays Ken eher ein stetig wechselnder Pool von kreativen Musikern, die gut miteinander können. Insofern verwundert es nicht, dass die einzige echte Konstante in Kens Band-Kosmos Aydos Stimme ist. Auf der Suche nach Mitstreitern für das aktuelle Album entstanden – quasi zum Warmspielen – diverse Coverversionen von Kristin Hersh und Kim Wilde über My Bloody Valentine und Ton Steine Scherben bis hin zu The Whos „Boris The Spider“, die größtenteils hübsch, aber nicht wirklich überzeugend klingen. Zwar hört man den Spaß, den die Beteiligten beim Aufnehmen gehabt haben, doch eine wirklich inspirierte Platte ist was anderes. Das Gegenteil hingegen auf „Stop! Look!…“: Dort regiert eigenwillige First-Class-Kost für jeden Indie- und Rock-Heimer, mit dem auch für Blackmail typischen Pop-Appeal in den Melodien und beherzter Flexibilität in der klanglichen Ausgestaltung. Entschieden weniger drastisch und rüde als das Debüt, steckt hier viel Detail-Liebe drin. Im einen Moment spaced der Sound durch den Kompressor-Orbit oder poppt wie eine handgemachte Top 40-Single, nur um im nächsten massiv Gitarren-geladen nach vorne zu schieben. Anteil daran dürfte nicht zuletzt Urlaub in Polen-Tausendsassa Georg Brenner haben, aber auch die anderen Herrschaften leisten durchweg überzeugende Arbeit. All das wäre indes nichts ohne gute Songs als Grundlage – und die gibt es gleich reihenweise. In nur fünf Tagen gemeinsam geschrieben, stellen sie das Grundgerüst, auf dem alsdann nach Herzenslust experimentiert wird. Damit emanzipieren sich Ken, mehr noch als Scumbucket, kompositorisch und klangtechnisch entgültig vom Blackmail-Kosmos und stehen für sich. Gratulation, die Herren.
10/7