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    Tocotronic
    Digital ist besser (Platten der Neunziger)

    VÖ: 06.03.1995 | Label: L'Age D'Or
    Text: Ingo Neumayer | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
    Tocotronic - Digital ist besser (Platten der Neunziger)

    Bewegte Jugend, bitte einsteigen: Tocotronic definieren den Pop-Numerus Clausus neu und werden Heimatkultstars.

    Es gibt sicher eine Menge plausibler Gründe, Tocotronic scheiße zu finden, aber selbst die Leute, die die Band so sehr hassen wie Dirk von Lowtzow die Radler im Breisgau, müssen wohl zähneknirschend zugeben, dass dieses Trio nationale Musik-, besser noch: Popgeschichte geschrieben hat. Wie selten zuvor trifft 1995 mit „Digital ist besser“ ein deutsches Album so punktgenau Seele und Rückenmark des einheimischen Bildungsbürgernachwuchses: Deutscher HipHop mit all seinen Coolness-Insignien wie Style-Codes und Cliquenbildungen gerät langsam, aber stetig ins Rollen, doch der junge, Indie-Untergrund-verbundene Gitarrenhörer, der Mainstream-Bands wie die Ärzte und Hosen verachtet, aber doch so gerne mal unvermittelt, in seiner Sprache und am besten „irgendwie anti, aber auch mit Gefühlen“ angesprochen werden will, starrt ins Leere. Dann kommt diese Platte, deren zentrale Aussage „ich bin wie du“ lautet, und die vielstimmige Antwort aus Deutschlands Oberstufen und Studentenwohnheimen heißt: „Und wir wollen so sein wie ihr“. Der Habitus der Band, deren Friseur Stevie Wonder heißt und die Papas alte Trainigsanzüge aufträgt, wird ruckzuck zum Synonym für den schlurfigen Slacker made in Germany, und aus Verbündeten werden Stars. Auch musikalisch propagieren Tocotronic mit ihrer ungemein dilettantischen, aber dafür umso wirksameren (da endlos charmanten) Indie-Pop-Punk-Grunge-Melange eine „ist doch nicht so wichtig“-Haltung: In vier Tagen aufgenommen, in drei Tagen gemischt. Die nächste EP kurz darauf eingespielt. So einfach spielt man sich in die Herzen, in denen neben der Tigerente noch Platz genug für drei Hamburger Kiss-Fans ist. Mist. Ich glaube, das klingt alles viel zu zynisch. Dabei liebe ich diese Platte. Wirklich.

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