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    Kettcar
    Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen

    VÖ: 07.03.2005 | Label: Grand Hotel van Cleef/Indigo
    Text: Armin Linder
    Kettcar - Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen

    Wer den Schaden hat, vermag für um so schönere Musik zu sorgen. Das zweite Kettcar-Album widmet sich dem Glück im Unglück und erfüllt alle Erwartungen.

    Wie sollte man ein Debüt wie „Du und wieviel von deinen Freunden“ überhaupt toppen? Alles neu machen? Oder den Vorsatz mit der Weiterentwicklung einfach über Bord werfen? Kettcar haben sich für letzteres entschieden und tun das, was sie am besten können: Leben in einer gewöhnlichen Welt. Mit alltäglichen, aber deswegen keineswegs nichtigen Problemen. Identifikation ist Trumpf. „Die Ausfahrt zum Haus deiner Eltern“ wird verpasst und stattdessen gefahren bis zum Meer. „Tränengas im High-End-Leben“ ist zwar nicht fair, aber noch lange kein Grund, zurückzusprühen. Kettcar ziehen sich lieber zurück und greinen, statt sich zu wehren. Mit dem Spatz in der Hand, das ist doch was und besser als nichts. Natürlich finden sich wieder jede Menge Textzeilen zum Aufjauchzen, Schmunzeln oder An-die-Klowand-Schmieren: „Manche sagen, es wär‘ einfach/ ich sage, es ist heikel/ du bist New York City/ und ich bin Wanne-Eickel“, lamentiert Marcus Wiebusch in „Balu“. Und auch sonst kommen Galgenhumor und Spinnerei nicht zu kurz. „Stockhausen, Bill Gates und ich“ resümiert eine Nacht im Fahrstuhl mit dem Microsoft-Knallkopf und dem Komponisten Karlheinz Stockhausen. Mit einem beschwingt durcheinander trällernden Kinderchor und dem gebrochenen Daumen von Carlos Santana als Gaststars. Da fragt man sich wirklich, aus welchem Fiebertraum das Stück entstanden ist. Aber etwas Abwechslung schadet Kettcar nicht, schließlich orientieren sich etliche Songs etwas zu sehr am Erfolgsrezept des Vorgängers. Und das ist auch das einzige, was man den Hamburgern vorwerfen könnte. Den „Im Taxi weinen“-Nachtrag „48 Stunden“ nimmt man jedoch allzu gerne hin, genau wie den Uptempo-Opener „Deiche“ und das köstliche „Handyfeuerzeug gratis dazu“. Die Welt ist voller Powerseller, mit den Plattenfirmen in vorderster Front. Alle dreschen sie uns Schnäppchen um die Ohren und haben das Wesentliche längst vergessen. Mittendrin Kettcar als kleine Prinzen, die nur mit dem Herzen gut sehen. Danke. Für eine Extraportion Aufrichtigkeit.

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