The Album Leaf
In A Safe Place

Ein kleines bisschen Wahnsinn muss schon sein: Mit Black Heart Procession, The Locust, Tristeza und GoGoGo Airheart hatte der Kalifornier Jimmy LaValle in den letzten Jahren vier Bands am Laufen. Und für Soloplatten reicht’s obendrein. Da heißt er dann wie ein Chopin-Stück, was schon andeutet: Hier geht es rund in Sachen Kompositions- und Arrangement-Kunst. Seit fünf Jahren geht LaValle in diesem Rahmen mit seinen warmen Instrumenten auf dicht geknüpften Rhythmus-Texturen spazieren, erzeugt Stimmungen und lässt es einfach mal fließen. Auf dem neuen Album „In A Safe Place“ mehr denn je, folgte er doch endlich einer längst überfälligen Einladung von Sigur Rós und Mùm und zog für ein paar Wochen vom nassheißen San Diego nach Mossfellbaer, einer Gletscherlandschaft an Islands Westküste. Da fühlte er sich, so sagt er, wie auf dem Mars. Dahin kann der Hörer nun mitkommen, denn von diesem rostigen, knarzenden Medizinball namens Erde kommt dieses Album sicherlich nicht. Mehr von da oben, wo es ätherisch und transzendental wird. Ein Aderlass der Atmosphären und Schwingungen ist das, gewoben aus wundervoll klingenden Instrumenten, die sich umspielen, ineinander verbeißen und wieder abstoßen. Hier tröpfelt ein Fender Rhodes, dort betören aufgeplusterte Streicher-Offensiven, und dazwischen fließt die Musik wie die versöhnliche Welle eines orgiastischen Nachspiels. Ja, es ist die Platte für danach, nach dem Saufen, dem Feiern, dem Sex, dem Tag, dem Tod. Denn sie deckt alles zu, was nagt und nicht zur Ruhe kommt. Klingende Seifenblasen, wie ein kontinuierlicher Gedankenstrom mit dem sehnenden Blick in den Himmel. Eine Melange aus Momenten von Radiohead, Notwist, Godspeed! und Yann Tiersen – falls sich das jemand vorstellen kann. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden für das, was hier passiert. Aber das hat man ja ständig bei Platten von dieser kleinen seltsamen Insel. So klingt die Ruhe nach dem Fieber.