Radio 4
Stealing Of A Nation

Frequenzwechsel bei Radio 4: Das Vorgängeralbum „Gotham!“ war noch ein Postpunk-Pamphlet, das polternd und schrill ins Spektrum drang. Wir hatten viel Spaß daran, auch wenn sie mitunter anstrengend war, diese Tanzmusik ohne Bässe. Jetzt, mit „Stealing Of A Nation“, gibt es Radio 4 im Breitband. Die wütende Aussage bleibt („Bush, du hast das Land gestohlen“), doch im New Yorker Underground protestiert man heute mit Hüftschwung und Kuhglocken. Konsequenter noch als The Rapture aus der Nachbarschaft achten Radio 4 auf das tanzbare Grundgerüst: House-Drums, Dub-Bässe, Disco-Sequencer – es sind die tiefen Frequenzen, die hier bewegen. Produziert hat Max Heyes, der schon bei den Beat-Brocken von Primal Scream bewiesen hat, dass er Druck aufbauen kann. Nur steht Dancebeat-Dauerpower nicht unbedingt für Abwechslung, und hier liegt die kleine Schwäche der Platte: Es gibt Songs wie das zu lange „No Reaction“, die eher formelhaft als lebendig klingen. Ab und an rettet ein überraschend eingängiger Chorus („Transmission“) oder perkussive Kleinkunst („State Of Alert“). Die wirklichen Höhepunkte sind aber zwei Außenseiter: „Absolute Affirmation“ ist Gitarrenpop zum Maschinenbeat und kann gleich hinter New Order gespielt werden; „Nations“, das zentrale und mutigste Stück der Platte, hat riesige Dub-Bässe, Reggae-Gitarren und gleich beides – den besten Text und die beste Melodie. Kein Wunder, denn eines hat der Reggae uns gelehrt: Wie man sich zu Protest ganz geschmeidig bewegen kann.