Wer jemals auch nur einen Funken für politisch-ambitionierten Punk ohne Nietenlederjacke oder Hardcore ohne Muskeln übrig hatte, kann gar nicht anders, als die Kafkas zu mögen. Denn die machen aus Idealismus alles richtig: Betreiben arbeitsreich und selbstbestimmt ihr eigenes Label, lassen sich von Vegan Grafix ein Artwork zaubern, das sich gewaschen hat, packen einen Reader mit aufklärerischen Texten auf die CD und verschmelzen als Band und Menschen die Grenze zwischen Musik und Aktivismus zur Gesamtmission. Immer noch leidenschaftlich und treffend gegen die Unterdrückung und Ausbeutung besonders von Tieren antretend, versammeln sie auf „Privilegienthron“ einige ihrer besten Songs. Stücke wie „Poesiealbumgedichte“ oder „Lass sie leben“ stehen für immer mehr Griffigkeit und melodische Qualitäten, „Revoltieren kann jeder“ und „Killer“ atmen druckvolle Wut und nur die letzten Songs – bezeichnenderweise ein Jahr früher aufgenommen – fallen etwas ab. Dabei bleibt es typisch, dass ausgerechnet „Miete“, ein Cover des Pet-Shop-Boys-Songs „Rent“, das markanteste Stück des Albums ist. Die Kafkas sind immer noch keine Songwriter vor dem Herrn, aber darum geht es auch gar nicht. Denn was hier lebt, ist die alte, ehrliche, unaufgesetzte Ambition, dass es um mehr als nur Musik geht. Keine professionelle politische Pflichtübung, sondern tief empfundene, fiebrige Dringlichkeit. Ich bin froh, dass es diese Band gibt!
