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    Silverchair
    Diorama

    VÖ: 29.07.2002 | Label: Eastwest/Atlantic/Warner
    Text: Markus Kavka / Ingo Neumayer
    Silverchair - Diorama

    Vier-Ohren-Test

    Sie hatten uns gewarnt. „Das neue Album wird anders, ganz anders“, so Daniel Johns in diversen Interviews. Versprechen gehalten, aber hallo! Irgend jemand muss ihm wohl ein Bootleg von „Smile“, dem legendären unveröffentlichten Beach Boys-Projekt aus dem Jahre 1966 zugesteckt haben. Und siehe da, auch der damalige Weggefährte von Brian Wilson, Van Dyke Parks, arbeitet bei drei Songs auf „Diorama“ mit. Der Weg zu einer neuzeitlichen Version von „Pet Sounds“ ist also nicht mehr weit. Aber halt: Nach dem Faktengebolze sollte man sich vielleicht noch mal eines vergegenwärtigen: Das hier ist immer noch eine Silverchair-Platte, und ich hätte nicht wirklich für möglich gehalten, dass ich jemals die Beach Boys bei der Rezension einer ebensolchen bemühen könnte. Stellt euch also „Emotion Sickness“ vom letzten Album vor, potenziert es, nehmt es mal elf, und ihr habt eine gute Vorstellung davon, wie „Diorama“ klingt. Mehr Piano, mehr Streicher, weniger Bratgitarren, weniger Geschwindigkeit, gar nicht mehr negativ. Ein ziemlich pompöses Album, musikalisch bis ins Detail ausgetüftelt, vollkommen erwachsen. Dabei sind sie immer noch Anfang 20. Aber Grunge war eben vorgestern für Silverchair. Wenn man sich auch als Fan der ersten Stunde mit diesem Gedanken anfreunden kann, hat man mit „Diorama“ ein zeitloses musikalisches Schätzchen.
    10/12 Markus Kavka

    Kitsch kann etwas Schönes, Befreiendes, ja Reinigendes haben – man nehme etwa Queen, deren exaltierte Mini-Opern so over the top gerieten, dass gerade das wieder Bewunderung fand. Auch das neue Silverchair-Album klingt kitschig, gar pompös, ist prall gefüllt mit tausend Stunden Studio-Arbeit und Arrangement-Gefrickel. Indes: Was nützt die schönste Verpackung, wenn sich das Geschenk nach dem Auspacken als Fehlgriff entpuppt? Welcher Teufel hat nur die Band geritten, ihren sympathischen Cobain-Habitus aufzugeben und stattdessen Andrew Lloyd Webber zum neuen Helden zu küren? Hört sich denn irgendjemand in der werten VISIONS-Leserschaft freiwillig Musicals an? „Diorama“ erstickt in dickem Kleister, haut mit Pauken, Trompeten und der allgegenwärtigen Streicherhölle ins Theatralik-Kontor, so dass einem Hören und Sehen vergeht. Doch irgendwie wurde das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt – es sind nicht die Emotionen, die den Ton angeben, die Songs werden vielmehr durch die (fraglos perfekt umgesetzten) Inszenierungen beherrscht. Mit Alternative Rock hat das wenig bis nichts mehr zu tun, und ob die Silverchair-Fans diesen Wandel so gutheißen werden, bleibt abzuwarten. Daniel Johns jedenfalls, man muss es so hart sagen, platzt hier geradezu vor Ambitionen, sich und der Welt zu beweisen, dass er nun aber endgültig zu den ganz großen Komponisten der zeitgenössischen Rockmusik zu zählen ist. Komplexforscher, übernehmen Sie…
    4/12 Ingo Neumayer

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