Clinic
Walking With Thee

Clinics Zweitling lebt gleichermaßen von großen Vorbildern als auch von eigener Experimentierfreude.
Mit „Walking With Thee“ knüpft das Quartett aus Liverpool dort an, wo es mit seinem Debüt „Internal Wrangler“ aufgehört hat. Der experimentierfreudige Pop legt nahe, dass Clinic ihre Jugend am heimischen Plattenteller verbracht haben müssen. Die Lieblingsscheiben, die dort rotiert sind, dürften ebenso von 80er-Indie-Acts à la Pixies oder Mark E. Smith stammen wie von den Fab Four, Phil Spector oder eben Velvet Underground. Der Zweitling wirkt im Gegensatz zum Vorgänger abgespeckter, weniger Rockabilly-lastig und trashig, sondern auf den Punkt gebracht, ohne dass dabei die Verschrobenheit verloren gegangen ist. Lebt das elektronisch bestimmte „Come Into Your Room“ von Keyboards, die sanft und eindringlich zugleich den Hörer bezirzen, so wird das krachige „Pet Eunuch“ zum punkigen Noise-Bastard, bevor mit „Mr. Moonlight“ betörende Ruhe einkehrt. Das verbindende Element, das sich wie ein roter Faden durch die elf Stücke zieht, ist die Stimme von Ade Blackburn. Egal, ob er beschwört oder seiner Wut freien Lauf lässt – es ist unmöglich, sich der Kraft seines Vortrags zu entziehen. Insgesamt gelingt es Clinic, sich auf dem schmalen Grad zwischen Angst, Melancholie und verträumtem Optimismus zu bewegen, ohne in Kitsch oder Pathos abzurutschen. Der Opener „Harmony“ gibt die Richtung vor: „free for all the happiness / fill yourself with dreams.“