Psychonaut
Violate Consensus Reality

Das Trio aus Belgien lebt sein Faible für verschachtelte Narrative weiter aus und sucht nach schwierigen Antworten auf substanzielle Fragen. War es auf dem Debüt „Unfold The God Man“ von 2020 noch die Aufschlüsselung des Individuums, ist mit dem Nachfolger nun das Universum als vernetzte Einheit an der Reihe. Solch ein vielschichtiges Thema bedarf besonderen Feingefühls, das die Band gekonnt in ihrem wuchtigen Sound zwischen Sludge-, Prog- und Post-Metal demonstriert. Ultimativ bedeutet dies verstörende Riff-Stakkatos, deren Härte bis aufs Blut geht, gefolgt von nicht minder aufreibenden Melodie-Parts voller ausgefeilter Grooves und ergreifender Spannungsbögen. „Violate Consensus Reality“ ist mit 50 Minuten ganze 20 kürzer als der Vorgänger und damit für Psychonaut eine kompakte Platte mit dichter Dramaturgie. Teil davon sind auch diverse Atempausen in der Tracklist, die das Tempo herausnehmen und den Fokus mehr auf Atmosphäre legen. Der Titelsong etwa besticht durch emotionale Gastauftritte von Brutus-Sängerin Stefanie Mannaerts und Colin van Eeckhout von Amenra sowie durch den gefühlvoll anschwellenden Bombast der komplexen Instrumentierung. Psychonaut zeigen sich auf ihrem zweiten Album intensiv, eindringlich und introspektiv – der passende Rahmen für tiefgehende philosophische Grundsatzfragen.