Lambchop
The Bible

2016 experimentiert Bandkopf Kurt Wagner auf dem Album „Flotus“ das erste Mal mit Autotune. Spätestens damit ist die Ära der ruhigen, von seiner charismatisch-tiefen Stimme gesungenen Country-Soul-Songs vorbei. Der zumeist moderat eingesetzte Vocoder ist seitdem nicht mehr aus dem Lambchop-Universum wegzudenken. So nutzt Wagner den Effekt selbstredend auch auf „The Bible“, dessen Titel auf fehlende Akzeptanz gegenüber Spiritualität abseits von Religion anspielen soll. In Kombination mit den Videos zu „So There“, in dem Wagner absichtlich schlecht animiert ist, und „Police Dog Blues“ steht der Vocoder für eine unperfekte, digitale Moderne. Im surrealen, animierten Video zu „Police Dog Blues“ laufen Schäferhunde durch zerstörte Städte und Massen von Polizisten durch Straßen, bevor sie gestapelt in einem Vorort liegen. Musikalisch spielt der Song mit Gospel und Blues, ihm ist als Gegenpol aber auch ein nervöser Beat unterlegt. Ähnlich spielen auch „Dylan At The Mouse Trap“ und der wunderbare Opener „His Song Is Sung“ mit klassischen Elementen und verzerrter Moderne: Mit Streichern, Bläsern und einem driftenden Klavier klingt das Album zu Beginn nach Jazz, bis Wagners Stimme es besonnen ausbremst. Größtenteils arrangieren sich die Gegensätze auf „The Bible“ miteinander, im Song „Little Black Boxes“ gibt es keine, dort übertreibt Wagner es mit Stimmverzerrer und Dancefloor-Vibes.