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    King Gizzard & The Lizard Wizard
    Omnium Gatherum

    VÖ: 22.04.2022 | Label: KGLW
    Text:
    Platte des Monats
    King Gizzard & The Lizard Wizard - Omnium Gatherum

    Doppelt so gut: King Gizzard & The Lizard Wizard, zuletzt mit „Butterfly 3000“ unterwegs im Dreampop-Land, mit einem Zwischenstopp in Trap-City auf „Made In Timeland“, ziehen weiter Richtung „Magenta Mountain“. Dort oben ist alles möglich, sogar die Vermählung von Polyrhythmik und HipHop.

    „Omnium Gatherum“ – der Name ihrer 20. Platte ist Programm: Das zweite Doppelalbum der australischen Psych-Rocker nach „K.G.“ und „L.W.“ versammelt all die musikalischen Facetten, die sie auf den 19 Alben davor entdeckt, erschaffen und bunt gekreuzt haben. 16 Songs in 80 Minuten, die erstaunlich schnell vorbeigehen. Wie groß das Verlangen gewesen sein muss, endlich wieder gemeinsam neue Songs zu schreiben, zeigt der Opener „The Dripping Tap“: Eine Orgel eröffnet, ein bedächtiger, langsamer Takt wird eingezählt und dann ertönt die markante Stimme von Sänger, Keyboarder und Mundharmonika-Spieler Ambrose Kenny-Smith in ausladend souligen Gesten, begleitet von einem funky Bass, der wie ein junger Hund um sein gemächlich vorangehendes Herrchen springt. Kurz darauf nimmt das Tempo mit psychedelischen Gitarren und treibendem Schlagzeug Fahrt auf. Einfach laufen lassen, Hauptsache alle haben Spaß an diesem wilden Jam, scheint das Motto gewesen zu sein. So kommt eine beachtliche Songlänge von über 18 Minuten zusammen, die King Gizzard direkt als erste Single von „Omnium Gatherum“ veröffentlichen. Das folgende „Magenta Mountain“ widmet sich einem psychedelischen Traum von Sänger und Gitarrist Stu Mackenzie: Ganz zart, mit New-Wave-Beats und orientalischen Synthies unterlegt, führt Mackenzies samtiger Gesang die klanggewordene Exkursion in seine Traumwelt an. Man folgt ihm gern bis auf den Gipfel dieses harmonischen Wohlfühlsongs. Von da aus scheint die Sicht bis zum Exoplanet und Folgesong „Kepler-22b“ zu reichen, der in King Gizzards Welt aus fein-geschichtetem Jazz besteht.

    Was auf dem Metal-Album „Infest The Rats‘ Nest“ schon elektrisierte, funktioniert auch in „Gaia“, das sich mit dem Heimatplaneten der Band und dessen Entsprechung in der griechischen Mythologie beschäftigt, und in „Predator X“, das die singenden Metal-Gitarren ausspielt, die „Gaia“ noch in der Hinterhand hält. Zwischen beiden ist unter anderem noch Platz für klassischen HipHop: „Sadie Sorceressist“ der erste von zwei Songs, die eine ganz neue Klangfarbe ins King-Gizzard-Spektrum einfließen lassen. Ein neuerschlossenes Feld, das in „The Grim Reaper“ direkt erweitert und durch orientalisch wabernde Akkorde und Flötenmelodien angereichert wird, die an „Flute Loop“ vom Beastie-Boys-Klassiker „Ill Comunication“ erinnern. Während man noch darüber staunt, wie gut beides zusammen geht, sind die nimmermüden Klangforscher einen Song und damit auch einen ganzen Stil weiter: „Presumptuous“ bedient sich bei Samba-Rhythmen und Latin-Jazz, und „Red Smoke“ rückt nochmal jene Polyrhythmen in den Mittelpunkt, die King Gizzard über die Jahre zu einem Markenzeichen kultiviert haben und an vielen Stellen des Albums aufblitzen lassen. Spürten die Melbourner in der Vergangenheit oft mit einem ganzen Album und in unterschiedlichen Besetzungen einem bestimmten Stil nach, breitet „Omnium Gatherum“ einen fantastisch bunten Flickenteppich aus, der viele Fans versöhnen wird, denen der Forscherdrang der Australier zuletzt zu weit ging.

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