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    King Woman
    Celestial Blues

    VÖ: 30.07.2021 | Label: Relapse/Membran
    Text:
    King Woman - Celestial Blues

    Kris Esfandiari inszeniert ihren ganz persönlichen Höllensturz in neun epischen Songs zwischen Doom Metal und Shoegaze.

    Basis von „Celestial Blues“ ist neben John Miltons Gedicht „Paradise Lost“ auch der Umgang mit der eigenen religiösen Erziehung. So beginnt das zweite Album von King Woman mit dem einer Moritat ähnelnden Titelsong. Allerdings mit dem Unterschied, dass am Ende nicht die Moral, sondern die Schönheit des Widerspruchs stehen bleibt: Aus betörendem Gesang zu sanfter Gitarre wird ein Doom-Metal-Sturm, der mit Zeilen wie „I hang my head I’m not feeling right/ I want to ascend until we collide/I want to crash my heart into the divine“ eine noch nicht greifbare Sehnsucht transportiert. Es ist vor allem Esfandiaris tiefe, wandelbare Stimme, die den theatralen Spannungsbogen immer weiter anspannt und dabei klingt, als wüsste sie viel mehr, als in die Strophen ihrer Stücke passt. Das folgende „Morning Star“ konfrontiert den Hörer mit der Hauptfigur dieses musikalischen Epos: „My name is Lucifer/Pleased to meet you/ I harp six strings in the daylight“, stellt sich der Teufel selbst mal säuselnd, dann wieder fauchend mit den vielen Zungen seiner Wirtin Esfandiari zu donnernden Schlagzeugwalzen vor. Von da an beginnt die Katharsis des gefallenen Engels: Jeder Song führt ein weiteres Wegstück Richtung Erkenntnis. In „Golgotha“ zieht süßlicher, melancholischer Gesang entlang der Höllenkreise, abgelöst von skandierendem Sprechgesang und ergänzt durch unheimliches Fauchen zu kreischendem Gitarrenfeedback. „Coil“ erinnert danach an jene brachialen Ausbrüche, wie sie Oahtbreaker oder Chelsea Wolfe so gern wirken lassen, in seiner Wechselhaftigkeit aber auch an Zeal & Ardors Zwiespalt zwischen himmlischem Gospel und teuflischen Metal-Elementen. Auch das dem Menschen ewig anhaftende Sündenthema walzt Esfandiari in „Psychic Wound“ ohne Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten breit aus. Es sind ihre Dämonen, denen sie in „Celestial Blues“ eine Bühne bereitet, erwachsen aus Erfahrungen und Gefühlen: „Help me I’m so chained to you/ Someone tell me what to do“ stöhnt, faucht und bettelt sie zu trägen Gitarren, die das Gefühl der Hilflosigkeit aus dem Gesang übernehmen. Das abschließende, ruhig schwingende „Paradise Lost“ bringt schließlich nicht die Erlösung. Der Staub hat sich zwar gelegt, ein Happy End gibt es aber nicht. Manche Widersprüche lassen sich nicht auflösen, sondern nur aushalten, die Glaubensfrage ist komplex und der Teufel nur ein gefallener Engel. So verhallen die letzten Worte von „Celestial Blues“ als leises, aber umso größeres Finale: „It’s just the saddest story“.

    weitere Platten

    Doubt (EP)

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