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    Kabbalah
    The Omen

    VÖ: 15.01.2021 | Label: Rebel Waves/Ripple/Bertus
    Text:
    Kabbalah - The Omen

    Die Party ist vorbei. Auf The Omen räumen Kabbalah mit den Überresten alter Rock’n’Roll-Partys auf, um sich zu elaborierten Begräbnischören in Doom-Sounds zu vergraben. Wer könnte es ihnen verübeln?

    Für ihre zweite LP haben Kabbalah bei einem Label-Ableger von Ripple unterschrieben, an ihrer erprobten Do-it-yourself-Arbeitsweise ändert sich jedoch nichts. Seit der Debüt-EP von 2013 ist sich die Band aus dem nordspanischen Pamplona selbst der beste Produzent, für Aufnahmen und Mix bleibt traditionsgemäß ihr Kumpel Guillermo F. Mutiloa zuständig. Der weiß der Band zufolge nun mal am besten, wie alles klingen soll. Wenn „The Omen“ für sich selbst sprechen kann, liegen die Vorstellungen hier irgendwo zwischen einem Coven- Kellerkonzert unter Opiumeinfluss und den Ritualaufzeichnungen einer granadischen Höhlensekte in den späten 60ern, der mit Black Sabbath ohrenscheinlich der Heiland geboren wurde. Daran lässt zumindest der Opener „Stigmatized“ mit seinem schnurrenden Gitarrensound und dem wuchtigen Powerchord-Riff im Refrain keinen Zweifel. Was über geradlinigem Songwriting und knappen Texten dabei für die nötige Finesse sorgt, ist die raffinierte Zusammenarbeit der drei Sängerinnen, die Haupt- und Nebenstimmen in jedem Song neu untereinander aufteilen. Für einen besonders gespenstischen Effekt sorgt etwa der mehrstimmige Gesang aus dem Mantra-artigen „Lamentations“, doch auch im Quasi-Kanon des Refrains von „Night Comes Near“ spielt die ominöse Dreifaltigkeit ihr volles Potenzial aus – was durch den Wechsel in einen walzenden 3/4-Takt noch einmal schön unterstrichen wird. Das Geheimnis ihrer Eleganz ist dabei auch in den verwendeten außergewöhnlichen Skalen zu suchen, die besonders in „Duna“ und „Ceibas“ an die sephardische Musik aus dem multikulturellen spanischen Mittelalter erinnern. Mit Vorliebe legt die Band das Augenmerk allerdings auf eine deutlich jüngere Vergangenheit – „Labyrinth“ etwa klingt wie der inoffizielle Soundtrack zu einem wunderbar pikanten Neo-Noir-Film aus den 70ern. Wo sich die Gelegenheit zu ein paar psychedelischen Exzessen nach The-Devil’s-Blood-Vorbild ergeben würde, halten Kabbalah aktuell noch an übersichtlichen Strukturen fest. Dass es dem Trio dabei nicht um den Rückzug in eine Folk-inspirierte Idylle geht, wird jedoch spätestens bei einem Blick auf die Songtexte deutlich: Dem ätherischen Parzen-Chor steht hier die realexistierende Zerstörung der Natur durch den Menschen gegenüber: „The cathedral-fig burns, prehistoric beings gone, old legends turned into smoke“. Womit auch klar sein dürfte, weshalb Kabbalah aktuell nicht nach Feiern zumute ist.

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