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    Die Ärzte
    Hell

    VÖ: 23.10.2020 | Label: Hot Action/Universal
    Text:
    Die Ärzte - Hell

    Was schenkt sich die Band, die schon alles hat, zum 38. Geburtstag? Weil ewige Jugend leider nicht geht, ist es eine Art ewiger Humor, der allerdings zunehmend dunkler wird.

    Es ist aber auch nicht leicht. Früher konnte man Songs über Sex mit Schäferhunden singen und damit den Pausenhof zum Kichern und das Lehrerzimmer zuverlässig zum Zähneknirschen bringen, heute erledigen das die Verschwörungsideologen mit ihren unterirdischen Kinderblutplantagen viel effizienter. Wie positioniert man sich in so einer gehirngeschmolzenen Welt als aufrechter Punker? In ihrer ersten Single „Morgens Pauken“ zucken Die Ärzte ironisch mit den Schultern und erklären kurzerhand alles zu Punk, inklusive CDU wählen, Golf spielen und Pelzmantel tragen. Asozialer Pogo passt natürlich auch deshalb nicht mehr zur Band, weil Belafarinrod inzwischen stramm auf die 60 zugehen und jedes neue Album ein Abschiedsgeschenk sein kann. „Hell“ wäre ein würdiger Kandidat, denn, wenn man ganz streng ist, weist auch der patentierte Humor des Trios inzwischen ein paar Abnutzungserscheinungen auf, für die Jugendliche den schönen Begriff „Dad jokes“ kennen. In „Thor“ singt Farin Urlaub davon, dass ihm Chris Hemsworth ganz offensichtlich den jugendlichen Körper gestohlen hat, in „Einmal ein Bier“ stellt sich Bela B vor, sich in ein Pils zu verwandeln, und in „Achtung: Bielefeld“ geht es um das Hohelied der gepflegten Langeweile. Anderswo wird es – zumindest textlich – fast schon Reinhard-Mey-mäßig. „Polyester“ beschwert sich darüber, dass einem viel zu viel Plastik auf der Welt begegnet, in „True Romance“ geht es um die zunehmende Vereinsamung durch soziale Medien und in „Liebe gegen Rechts“ wird noch einmal der „Schrei nach Liebe“ laut. Überhaupt: Neonazis, AfDler und/oder Aluhüte treten auf dem neuen Album gleich mehrfach in Erscheinung, unter anderem im weniger gelungenen „Woodburger“, das von schwulem Sex mit einer gewissen Bundestagsfraktion fantasiert. Am schönsten sind die Momente, wo es plötzlich ganz ernst wird. „Plan B“ ist ein klassischer Konzerteröffnungsbrecher, „Leben vor dem Tod“ ein wahrlich entwaffnendes Liebeslied und „Ich, am Strand“ einer der besten und dreidimensionalsten Songs, die Farin Urlaub je geschrieben hat. Die darin enthaltene Melancholie ist für Die Ärzte eine neue Klangfarbe und zeigt, dass „die beste Band der Welt“ auch auf ihrem 13. Album noch ein paar Asse im Ärmel hat. Ein feiner Gag kommt einem dabei schon beim Auspacken entgegen: Die Schallplatten der Doppel-LP-Ausgabe von „Hell“ wiegen stolze 181 Gramm – und damit genau ein Gramm mehr als das unter Vinylfetischisten übliche Standardgewicht.

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