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    Fontaines D.C.
    A Hero's Death

    VÖ: 31.07.2020 | Label: Partisan/Pias/Rough Trade
    Text:
    Platte des Monats
    Fontaines D.C. - A Hero's Death

    Auf dem Weg zu „A Hero’s Death“ hätten sich Fontaines D.C. beinahe verloren, machen auf dem Weg zurück aber einen gewaltigen Sprung nach vorne: Ihr zweites Album ist vielseitiger, ausgefeilter und poetischer als „Dogrel“. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Geschichte nicht doch wiederholt.

    Es ist das Übliche: Band mit Rückenwind aus dem Blätterwald veröffentlicht großartiges Debüt und tourt damit solange, bis sich die Bandmitglieder nichts mehr zu sagen haben. Aus dieser Erfahrung und dem Versuch, sich als Band wieder zu finden, resultiert dann ein Album, das anders klingen soll als der Vorgänger. Weniger üblich ist es, dass es sich dabei wirklich um eine Platte handelt, die viel reifer als der Vorläufer klingt, wie es bei „A Hero’s Death“ der Fall ist.

    Zumal die Veränderung nicht nur behauptet, sondern greifbar ist – bereits in der Reihenfolge der Songs, denn am Anfang von „A Hero’s Death“ steht „I Don’t Belong“. Es ist die Antithese zu „Big“, dem Opener auf „Dogrel“. Wo Sänger Grian Chatten damals trotzig für sich in Anspruch nahm, einmal ganz groß zu werden, zieht er hier eine Grenze zwischen sich, seiner Band und dem Rest der Welt: „I don’t belong to anyone/ I don’t wanna belong to anyone“. Auch im folgenden „Love Is The Main Thing“ ist nicht viel vom Sturm und Drang auf „Dogrel“ übrig, stattdessen haben Fontaines D.C. weiter Fett von ihrem kargen Sound abgeschnitten. Insbesondere die Gitarren von Carlos O’Connell und Conor Curley in diesen Songs sind bemerkenswert. Immer wieder durchschneiden sie mit einzelnen Tönen die Stücke, während am Ende von „Love Is The Main Thing“ ein neues Stilmittel Einzug hält: Chattens lallendes „La, la, la“, das später im Titelsong als großer Beach-Boys-Moment wieder aufgegriffen wird. Erst in „Televised Mind“ rütteln Fontaines D.C. mit der gleichen Verve an den Verhältnissen wie 2019 mit „Dogrel“. Der Song lässt sich als Tagebucheintrag zu den gleichförmigen Tour-Tagen lesen oder als Kritik an unserem Hang, Bildern mehr zu glauben als Worten. Wohin der führt, sieht man gerade überall auf der Welt: in der Türkei, den USA, Brasilien, selbst in Großbritannien. Chatten setzt dem eins der vielen Mantras auf dieser Platte entgegen und die restliche Band fügt etwas Aufgekratztheit hinzu. Die treibt auch „A Lucid Dream“ an, bevor das Album erstmals komplett zur Ruhe kommt.

    „You Said“ und mehr noch „Oh Such A Spring“ gehen als Balladen durch. Während „You Said“ vom Kontrast zwischen Chattens wiederholtem „Operating faster“ und dem gedrosselten Tempo des Songs lebt, zeigt das feinfühlige Storytelling in „Oh Such A Spring“, dass Fontaines D.C. durchaus das Erbe der traditionellen irischen Musik kennen. „A Hero’s Death“ eröffnet die zweite Seite der Platte fast beschwingt, müsste sich Chatten nicht erneut mantraartig einbläuen, dass das Leben durchaus etwas zu bieten hat. „Living In America“ gelingt das Kunststück, als einzigen Ort London zu erwähnen, bevor dieses fantastische Album mit dem stampfenden Punkrocker „I Was Not Born“ und zwei weiteren Balladen endet: „Sunny“ und „No“. Statt eines Refrains kommt auch in „No“ wieder ein Mantra zum Einsatz, das sich wie ein „Yes“ lesen lässt: Die Zeilen „Even though you don’t know/ Even though you don“t/ You feel, you feel“ schließen die Klammer, die Fontaines D.C. 46 Minuten früher geöffnet haben.

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