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    Die Arbeit
    Material

    VÖ: 21.02.2020 | Label: Undressed/Edel
    Text:
    Die Arbeit - Material

    Diese Band kommt wie gerufen: Die Arbeit aus Dresden spielen klassischen Post-Punk und positionieren sich damit zwischen der Eingängigkeit von Die Nerven und dem starken Tobak von Euternase.

    Auch wenn es Die Arbeit erst seit 2018 gibt, existiert das Quartett in der jetzigen Konstellation schon länger. Vorher trug es den idiotischen Namen Leo hört Rauschen, unter dem sie 2015 mit „Modern Modern“ ein Album veröffentlichten. Abgelegt haben sie ihren alten Namen schließlich, um der Idee hinter ihrer Musik auch namentlich Ausdruck zu verleihen. Die zehn Songs von „Material“ sind während Jamsessions entstanden, die zunächst zu keinem Album führen sollten, auf Raten ihres Labels dann doch zu einem wurden. Und das ist gut so. Post-Punk-typisch fußen die Songs auf einem monotonen Drumbeat gepaart mit treibenden Bassläufen und ergänzt von dosiertem Gitarreneinsatz. Was „Material“ und Die Arbeit aber herausstechen lässt, sind die kryptischen Texte von Sänger Maik Wieden, die es lohnen, sich genauer damit auseinanderzusetzen. „In jeder Uniform lebt ein Mann aus Plastik/Die Werte der Reform/Vergrößern deine Spastik“, heißt es etwa im Opener „Gott Generator“, der sich an anderer Stelle Technisierung, Mechanisierung und übermäßigen Konsum vorknöpft. In „Visier“ ähnelt Wiedens sonst an Ian Curtis erinnernde Gesangsführung hingegen der von Rio Reiser, dem Urvater deutschsprachiger Sozialkritik. In „Keine Zeit für Ironie“ schimmert wiederum die Liebe der Band für die frühen Tocotronic durch, während „Haut, Knochen und Gesichter“ von einer bedrohlichen Gitarre heimgesucht wird, die im C-Teil des Songs in Feedback- Rauschen aufgeht. Die Arbeit wissen zudem, wann sie das Tempo reduzieren und wann sie es wieder anziehen müssen, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Dazu tragen auch Sound-Spielereien wie das Einfügen von digitalem Rauschen bei Erwähnung des Wortes „digital“ in „Sicherheit“ bei, in dem die Verbildlichung von Wiedens Poesie in Bezug auf Depressionen erstklassig funktioniert: „Regen endet nicht am Himmel, er geht weiter, immer weiter wie ein Vorhang aus Metall“. „Könige im Nichts“ versprüht gegen Ende der Platte sogar warme, fast hoffnungsvolle Klänge, die aber schon im anschließenden und finalen „Lonely Dance“ dank des Schwanengesangs von Wieden der Vergangenheit angehören. Die repetitive Zeile „Trag das Leder, bis es reißt“ steht hier für den Tod und das Leder als Synonym für die menschliche Haut, kurz: Menschheit, mach so weiter und dein Ende naht. Besser als in stoischen Post-Punk kann man eine derartig pessimistische Gesellschaftsanalyse nicht einbetten.

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