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    Greg Dulli
    Random Desire

    VÖ: 21.02.2020 | Label: BMG/Warner
    Text: Michael Setzer / Martin Iordanidis
    Greg Dulli - Random Desire

    Vier-Ohren-Test

    Reduziert und dennoch pompös verglüht der Afghan-Whigs-Chef in Leidenschaft. Und noch immer reist der Mann ohne Handgepäck. Dulli schleppt auch auf seiner zweiten Soloplatte einen Kofferraum voll Tragödien und Drama mit sich herum. Ehrensache. Ein Piano aus der Ferne, zarter Bass, schraddelige Gitarre und eben Dulli, der noch vor dem ersten Refrain von „The Tide“ schon wieder wie der Typ aus einem Film Noir klingt, der aus Versehen jemanden erschossen hat und weiß, dass er gleich jemanden absichtlich erschießen muss. Kurz noch ewige Liebe schwören und dann verglühen. Dullis Tricks sind bekannt. Zwischen abgedunkelter Americana, seltsamer Schlafzimmer-Elektronik und klassischem Alternative Rock brennt sich der 54-Jährige in einem kuntergrauen Feuerwerk und annähernd großartig ab, selbst wenn er ab und an wie in „Lockless“ oder dem schrecklichen „Pantomima“ allenfalls skizzenhaft zeichnet, zu was er fähig sein könnte. „Random Desire“ lebt von Intimität, Dullis Schrullen und davon, auch gröbsten Kitsch furchtlos zu umarmen. Eine Frage bleibt tatsächlich: Wie würde das hier in den Händen der Twilight Singers, Gutter Twins oder Afghan Whigs klingen? In diesem Fall muss man Dulli gewähren lassen, es ist ihm dieses Mal selbst egal. 9/12 Michael Setzer

    „Random Desire“ ist ein Maßanzug für Alternative Rocker, die schon in den 90ern ihren U2-Konsum nicht verleugnet haben. Handclaps-Allergiker und andere, die empfindlich auf käsige Animationselemente in Wannabe-Popsongs reagieren, sind bei „Random Desire“ im Grunde schon beim seltsam flotten Opener „Pantomima“ raus. Der Song will Greg Dullis tendenziell braungraues Songwriter-Universum in knallbunten Regenbogenfarben anstreichen. Die Traurigkeit der Erinnerung an die Grunge-Vergangenheit lässt sich damit aber auch nicht überdecken, und der Song ist dann leider zu Ende, bevor schlaue Maßnahmen wie ein gescheiter Schlagzeug-Beat ihn beginnen lassen. Nachlässigkeiten wie der völlig verhunzte Falsettgesang in „Scorpio“ laden zum fortgeschrittenen Fremdschämen ein, und man fragt sich, ob der Fahrer einer Soloalbum-Karre wirklich vor jeden Baum am Wegesrand fahren darf, nur weil ihm niemand ins Lenkrad greifen kann. Wenn Dullis Backing-Band mal nicht Kastagnetten, Slide-Gitarren und anderen „High Noon“-Westernquatsch durchs staubige Dorf treibt, gibt es deplatziertes E-Schlagzeug wie in „Lockless“. Selbst die haben vor wenigen Jahren auf „In Spades“ und den forschen Beats von „Arabian Heights“ deutlich besser geklungen. 4/12 Martin Iordanidis