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    Torgeir Waldemar
    Love

    VÖ: 17.01.2020 | Label: Jansen/Bertus/Membran
    Text:
    Torgeir Waldemar - Love

    Gottes Werk und Teufels Beitrag: Torgeir Waldemars komplex komponierter Breitwand-Rock deutet an, wie Fleet Foxes und die Scorpions zusammen klingen könnten.

    Für das Wetterphänomen, bei dem es gleichzeitig regnet und die Sonne scheint, gibt es überall auf der Welt verschiedene bildhafte Umschreibungen. In vielen afrikanischen Ländern „bekommt die Hyäne ihr Kind“, oben in Skandinavien „feiert der Wolf seine Hochzeit“ und in den gemäßigten Gegenden „nimmt der Fuchs ein Bad“. Christenmenschen, die sich nicht so viel aus tierischen Feiertagen machen, argwöhnen dagegen, dass „der Teufel seine Frau schlägt“, was im Vergleich zur Verderbnis aller Seelen wie ein Bagatelldelikt klingt. Auf Torgeir Waldemars neuem Album ist „The Devil Beats His Wife“ nur eine von drei kurzen Vignetten, der mythologische Anstrich macht aber trotzdem Sinn. Die Platte ist in einer Welt verwurzelt, die schon mehrere 1.000 Jahre alt zu sein scheint, mindestens aber so lange unterwegs ist, um den Eremiten vom Led-Zeppelin„IV“-Cover noch persönlich gekannt zu haben. Waldemar, ursprünglich bei der Blues-Rock-Band The Devil And The Almighty Blues engagiert, fing vor etwa zehn Jahren an, seinen melodisch aufgeladenen Classic Rock in einer akustischen Variante zu spielen, der bald mehr Aufmerksamkeit zuteilwurde als seiner Hauptband. „Love“ ist nun das dritte Soloalbum und schließt den Kreis zurück zu elektrisch verstärkten Monumentalsongs, bei denen nicht wenige Fantasy-Landschaften vor dem inneren Auge haben werden. Die Fantasy-Landschaften, mit denen man es zu tun hat, könnten allerdings relativ bald unschöne Wirklichkeit werden, denn auf „Love“ geht es um das, was passiert, wenn man den Planeten zugrunde richtet, obwohl man seine Freunde und seine Familie aufrichtig liebt. „Liebe ist nicht nur nett und pflegeleicht, sondern sie beinhaltet eine Verantwortung“, sagt Waldemar dazu; es ist eine Gleichung, die er in seinem Kopf aufgemacht hat, damals, als er selbst noch Christ war. Denn offenbar geht beides: der gute Wille und die böse Tat. Auf dem letzten, knapp 15 Minuten langen Stück „Black Ocean“ wird das noch einmal besonders deutlich gemacht. Zu klirrenden Streichern, galoppierenden Toms und verfremdeten E-Gitarren singt Waldemar vom Tanz um das Goldene Kalb, während jemand die gruseligsten Stellen der Johannesoffenbarung rezitiert. Ganz so apokalyptisch ist die Platte ansonsten zum Glück nicht, und die vier übrigen längeren Songs stellen eine erhabene Classic-Rock-Schönheit aus, die lange E-Gitarrensolos, überraschende Saxofon-Einsätze und Waldemars harmonisch gedoppelte Stimme beinhalten.