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    Giver
    Sculpture Of Violence

    VÖ: 07.02.2020 | Label: Holy Roar/The Orchard
    Text:
    Giver - Sculpture Of Violence

    Giver bestätigen mit ihrer zweiten Platte eindrucksvoll ihren Status als eine der hoffnungsvollsten deutschen Hardcore-Bands. Die wichtigste Erkenntnis von „Sculpture Of Violence“ ist dabei, dass ein guter Ruf nach außen auch über einen Umweg ins Innere führen kann.

    Wenn man dem Hardcore in seiner Geschichte eines ankreiden kann, dann die Tatsache, dass seine Parolen außerhalb der eigenen Szene nie wirklich Wirkung gezeigt haben. Touché Amoré lieferten spätestens mit ihrer vierten Platte eine dankbare Ausnahme von dieser Regel. Aber „Stage Four“ hatte eben auch durch seine kathartische Emotionalität Wirkung gezeigt und nicht den Anspruch erhoben, problematische Strukturen anzusprechen. Dabei wäre ein solcher Ruf auch innerhalb des Hardcores dringend notwendig, schließlich hatte spätestens der Fall sexualisierter Gewalt bei Wolf Down gezeigt, dass die nach außen gelebten Einstellungen der Szene nicht immer der Realität entsprechen. Und damit wären wir bei Giver, die auf ihrem zweiten Album die Stimme auf eine Art erheben, die man lange vermisst hat. Vornehmlich gelingt der Band das auf „Sculpture Of Violence“ so gut, weil ihre Texte nicht im Mindesten den Charakter von leeren Worthülsen haben, sondern sie ihre Argumente mit dem Schatz der eigenen Erfahrungen untermauern. Sehr bildhaft ächzt etwa „Every Age Has It’s Dragons (Like An Empire)“ unter der Machtlosigkeit im kapitalistischen Gefüge, der man auch als privilegierter Mensch ausgesetzt ist: „Fourteen hour day and a floor to sleep/ Sewing machine and a mother of three/ I get up, turn and leave the scene/ Pull the plug, close the laptop screen/ What’s one to do about her living hell/ I sigh, put on a Gildan shirt in L“. „Sculpture Of Violence“ ist gerade deswegen so wirkungsvoll, weil es statt breitbeiniger Mentalität Verletzlichkeit zulässt. Diesem Bild hilft auch die Produktion des Albums, die nicht mit klanglicher Trockenheit klotzt, sondern im Gegenteil ehrliche Frustration durch scharfzahnige Dissonanzen ausdrückt. Auf so ein unbequemes Klangerlebnis wären auch Unsane stolz. Entsprechend der textlichen Vielschichtigkeit der Platte überrascht es hingegen kaum, dass „Longing For Death“ zum bitteren Finale in dunklen Moll-Klavier-Akkorden taumelt. Die endgültige Wirkung dieses Albums lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur vermuten, zumindest macht „Sculpture Of Violence“ aber trotz seiner zermarternden Themen jetzt schon Hoffnung. „Fuck sex/ Fuck skin/ Fuck nation/ I wanna be my own creation“, bringt es der Titelsong schließlich auf den Punkt. Am Ende wissen Giver eben doch, wann man etwas besser direkt ausdrückt.

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