Craig Finn
I Need A New War

Seine künstlerische Gestaltungskraft fokussiert Finn zurzeit ganz offensichtlich auf sein Soloprojekt. Schließlich ist „I Need A New War“ schon die dritte LP unter seinem eigenen Namen, seit 2014 das bislang letzte Hold-Steady-Album „Teeth Dreams“ herauskam. Diese Entscheidung erscheint nur logisch, weil für einen Endvierziger altersgemäß und vermutlich auch reizvoller, als mit den etwas in die Sackgasse geratenen New Yorker Alternative-Ikonen eine Blutauffrischung zu versuchen. Wobei man „I Need A New War“ ebenfalls die Routine einer seit Jahren eingespielten Projektbesetzung anhört. Selbst im Vergleich zu dem 2017er-Album „We All Want The Same Things“ ist auf der neuen LP eine gediegenere Musikalität eingekehrt, Elemente aus Folkrock und Americana bestimmen die Atmosphäre noch klarer, obwohl Finn und seine Mitstreiter ihr Klangspektrum in einem harmonischen Rahmen gekonnt und kreativ erweitern. Klar ist aber auch, dass der entscheidende stilistische Unterschied zu The Hold Steady wie bei allen Soloplatten Finns im deutlich geringeren Anteil von verzerrten Rock-Gitarren liegt. Denn es sind wieder sein souverän gutes Songwriting und sein bestechend stimmungsvoller Gesang, die auch dieses Album gelingen lassen. Es ehrt Finn, dass er in seinem Alter noch nach neuen Auseinandersetzungen sucht, aber selbst lyrisch findet er sie nur noch im privaten Alltag, vor allem im Trubel seiner Heimatstadt New York. Folgerichtig wirkt „I Need A New War“ nicht mehr besonders aufregend, schön ist die Platte aber trotzdem.