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    The Claypool Lennon Delirium
    South Of Reality

    VÖ: 22.02.2019 | Label: ATO
    Text:
    Platte des Monats
    The Claypool Lennon Delirium - South Of Reality

    Genug Genies auf einem Fleck, unbegrenzte Mittel, Ideen in Übergröße – so begann auch die erste Mondlandung. Les Claypool und Sean Lennon gelingt mit „South Of Reality“ eine Zeitreise in die Prog-Phase der Beatles.

    Schon das erste gemeinsame Album „Monolith Of Phobos“ geht 2016 als erfolgreicher Raketentest der beiden durch. Aber laut mitsingen will man da noch nicht mit Lennon und Claypool. Wie auch: Claypools Bassmuskel bleibt zu dick aufgepumpt, und Lennon traut sich nicht, seine Skills als Hitschreiber in den Vordergrund der Primus-Welt zu spielen. Weiter zurückblickend haben beide Ausnahmekünstler sich aber früh auf die Flugbahnen für das hier hörbare Zusammentreffen zweier Himmelskörper begeben. Claypool schon 1996 mit Primus‘ außergewöhnlich zugänglichem Album „Antipop“, Sean Lennon durch grenzgängerische Kooperationen mit unter anderem Max Cavalera. Weder Psychedelic Rock noch Gesangs-dominierter Stoff sind Neuland für Lennon, der mit seiner Freundin Charlotte Kemp Muhl als The Ghost Of A Sabertooth Tiger genau diese Elemente verbindet.

    Die Schnittmenge „South Of Reality“ ist nun so auffällig auf die ausgehenden 60er und ihre musikalischen Protagonisten gemünzt, dass man sich bei Keksen und Entspannungstee zurücklehnen darf. Ein Song wie „Blood And Rockets: Movement I, Saga Of Jack Parsons – Movement II, Too The Moon“ geht mit seinem Bandwurm-Titel als Tribut an den Proto-Prog und Experimente mit den Ur-Synthesizern durch, die Robert Moog damals für „Abbey Road“ gefertigt hat. Im letzten Drittel lässt sich mit den Fingerspitzen nachzeichnen, wie sehr der Song dem endlos wirkenden Strudel von „I Want You (She’s So Heavy)“ folgt. Claypool tauscht den McCartney-Sound hier gegen einen gestrichenen Kontrabass und mit abwechselndem Chorgesang versinken Lennon und er in einem Bodennebel. Überhaupt zeichnet Claypool McCartneys Walking-Bass-Linien auch durchweg mit dessen trockenem Sound nach – bye bye, funky Slapshit.

    „Amethyst Realm“ buddelt derweil alte Mix-Tricks aus dem Song „Yellow Submarine“ aus. Claypool, der den Mix in seinem eigenen Studio besorgt hat, reitet im Vordergrund des Songs auf Cannabis-Wölkchen umher und wiederholt seine Zeilen im Hintergrund pöbelnd selbst. Weiterhin hört man auf „South Of Reality“ Gastspiele von jenen orientalischen Instrumenten, an denen George Harrison damals so viel Spaß hatte. „Cricket Chronicles Revisited: Part I, Ask Your Doctor – Part II, Psyde Effects“ arbeitet sich somit auch an der ethnologischen Sammlung der Beatles ab – hier mit Tablas, arabischen Saiteninstrumenten und Arpeggio-reichem Bassspiel. Was in einer Reminiszenz an die Beatles nicht fehlen darf und beiden Musikern, oh Wunder, Riesenspaß macht, ist ihr absurder Humor. Das Ende von „Cricket Chronicles Revisited“ besteht aus zwei Minuten voller ausgedachter Nebenwirkungen derjenigen Substanzen, die für dieses Album wohl ausreichend zur Verfügung standen. „South Of Reality“ ist ein Gewinner, weil all diese putzigen Teile eine sinnvolle Klammer umgibt. Das ist auch eine große Kunst der Beatles gewesen.

    weitere Platten

    Monolith Of Phobos

    VÖ: 03.06.2016