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    Pabst
    Chlorine

    VÖ: 13.07.2018 | Label: Crazysane/Broken Silence
    Text: Matthias Möde / Martin Iordanidis
    Pabst - Chlorine

    Vier-Ohren-Test

    Gegensätze ziehen sich an, und zuckriger Indie passt zu Grunge aus der Garage, wie Pabst auf ihrem Debüt zeigen. Wenn man die zwölf Songs und rund 36 Minuten gegeneinander aufwiegt, siegt der Schmutz des Grunge knapp gegen den süßen Indierock. Gegen diese These sprechen etwa der Ohrwurm-Hit „Shake The Disease“, dessen erste Refrain-Zeile („Shake the disease, say no to the police“) als Parole für Wände und Häute funktionieren würde, oder der groovende, nach Britpop klingende Song „Shits“; dafür etwa die 15-sekündige Waiting Loop-Wohlfühlfinte im Opener „Vagabondage“ und das Cover, das einen Ausschnitt trostloser Menschheitsgeschichte zeigt. Zudem ist die Basis der mit hoher Stimme gesungenen, oft zuckersüßen Indie-Melodien jede Menge Garage-Fuzz, Nirvana-Grunge und polternde Noise-Elemente – abgesehen vom schleichenden Song „Waiting Loop“. Nach der 2016 veröffentlichten Skinwalker-EP haben sich die beiden Berliner, Gitarrist Erik Heise und Schlagzeuger Tore Knipping (von der Indiepop-Band Thieves Like Us), mit einem weiteren echten Hauptstädter verstärkt: Bassist Tilman Kettner. Soundtechnisch macht das Trio auf „Chlorine“ einen großen Sprung nach vorne, auch wenn es weder Produzent (Ulrich Wentzlau) noch das Mastering (Cult Of Lunas Magnus Lindberg) gewechselt hat. Auch das Songwriting zeigt neue, kreative Facetten, etwa das knapp vierminütige, psychedelische „Waterslide“, das sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. „Chlorine“ ist die perfekte Platte für einen Sommer, der nicht im Bilderbuch steht.
    9/12 Matthias Möde

    Liebevoll eingerichtet ist er, der Merch-Stand im kleinen Berliner Grunge-Museum. Alles da. Der widerliche Jammerton von Billy Corgan. Das scheppernde Dave-Grohl-Schlagzeug Jahrgang 1991. Der süße Lollipop-Geschmack von Weezer, die zwar im Kern nie Grunge waren, aber auch irgendwie 90er sind, oder? Standard-Klangtapete in diesem begehbaren Best-of: ein schrammeliger Gitarrensound, der nach Verzerrung aus schwächelnden 9-Volt- Blocks klingt. Mit dem gleichen schmutzigen Trick haben Royal Blood und Death From Above es schließlich auch geschafft. Die haben zwar beide mehr Fett als der kalorienfreie Light-Geschmack von „Chlorine“, aber man muss die Musikgeschichte-Touristen eben dort abholen, wo sie stehen. Das alles ist hier so hübsch dekoriert in seiner Kaugummi-farbenen Keimfreiheit, dass man sie fast nicht vermisst, die fehlenden eigenen Geschichten. Zwölf Songs lang führen Pabst einen mit vorgetäuschter Vorstadt-Coolness durch ihren Epochen-Flohmarkt und klingen dabei in Wirklichkeit kosmopolitischer als Hipster-London auf dem nächsten großen NME-Ding. Könnte man mit angeben. Dabei wären Pabst mit ihren eigenen Worten viel überzeugender. In „Waiting Loop“ und „Shits“ hört man sie heraus, weil sie da das ganze Merch-Altpapier mit den alten Helden auf dem Scheiterhaufen der eigenen Identität verbrennen. Ein kurzes, wenn auch helles Feuerchen auf einer ansonsten langweiligen Klassenfahrt mit Bildungseinheit. Hand hoch, wer da nicht wegdämmert.
    5/12 Martin Iordanidis

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