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    Arctic Monkeys
    Tranquility Base Hotel & Casino

    VÖ: 11.05.2018 | Label: Domino/Goodtogo
    Text: Juliane Kehr / Gerrit Köppl
    Arctic Monkeys - Tranquility Base Hotel & Casino

    Vier-Ohren-Test

    Die Arctic Monkeys gehören nicht mehr in die Indie-Disko. Wer das nicht hat kommen sehen, hat nicht aufgepasst. Während die Band dem Hype um ihr sechstes Album gespannt von der Lounge ihres „Tranquility Base Hotel & Casino“ aus zusieht, kriegt sich der ein oder andere kaum ein: Zu 60er, zu lahm, zu wenig von dem, was auch immer wir erwartet hatten, und wieso trägt Sänger Alex Turner jetzt Bart? Dabei vollziehen die einstigen Indierocker nur konsequent ihre nächste Metamorphose, und das Ergebnis steht ihnen gut. Turners süffisant schwerer Schlafzimmergesang, die Barpianoexpertise und der immer leicht klebrige Bass über flächigen Synthies verfangen zwar nicht überall und immer, aber richtig in Szene gesetzt, ist dieses Hotel-auf-dem-Mond-Konzeptalbum ein Hingucker. Mäandernde, hypnotische Songs, wie der Fünfminüter „Four Out Of Five“ bauen sich genüsslich auf und wirken trotz dichter Substanz plötzlich ganz leicht. Besonders gekonnt tariert Turner seinen leicht schrägen Humor mit Kritik und textlichem Feingefühl aus. So singt er im Song „Batphone“: „I launch my fragrance called Integrity/ I sell the fact that I can’t be bought“, oder reiht in „She Looks Like Fun“ zufällige Wörter wie „Goodmorning/ Cheeseburger/ Snowboarding“ aneinander – ein kleiner Seitenhieb an die minimale Aufmerksamkeitsspanne in unserer Instagram-Gesellschaft. Die Arctic Monkeys gehen mit diesem Album im Grunde nur den Weg steil bergauf, den Zugpferd Turner mit seinen Last Shadow Puppets schon eingeschlagen hatte.
    8/12 Juliane Kehr

    Logisch, dass die Band vorab keine Singles veröffentlichen wollte. Denn kein Song hierauf ist gut. Die einstigen Post-Punk-Revival-Helden konnten sich mit dem psychedelischen „AM“ erfolgreich neu erfinden, doch die pseudo-retrofuturistische Fahrstuhlmusik auf „Tranquility Base Hotel & Casino“ ist nicht mehr als dem Titel zweckdienlich: ein langweiliger und gleichförmiger Las-Vegas-Soundtrack für gescheiterte Hochstapler, die in einer Spelunke abseits des Strips im zu groß geratenen Sakko am verwässerten Whiskey auf Eis nippen, beim Roulette „mutig“ fünf Dollar auf Noir oder Impair wetten und sich dabei vorkommen wie ein verkannter 007. Alex Turner zwinkert ihnen von der Bühne aus zu, während er im Opener ironisch-überheblich seine Karriere beschönigt, in „Science Fiction“ süffisant über Twilight-Zone-Theremin und Honky-Tonk-Piano croont und zum Abschluss des Albums unangenehm beschwipst den Sinatra mimt. Angesichts des übergreifenden Weltraum-Casino-Konzepts mag er nur eine Rolle spielen, doch in diesem B-Movie ist er schlicht falsch besetzt. Seine Band auch: Uninspiriert klimpern die Arctic Monkeys auf billigen Synthesizern und Klavieren herum, als wollten sie sich zwanghaft vom Gitarrenrock reinwaschen. Ein Lob verdient sich nur Bassist Nick O’Malley, der mit seinen smoothen Grooves für einige interessante Momente sorgt – sofern man Turners Gejaule ausblenden kann. Zum Glück für die Band hat man das alles schnell wieder vergessen.
    4/12 Gerrit Köppl

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