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    Legend Of The Seagullmen
    Legend Of The Seagullmen

    VÖ: 09.02.2018 | Label: Dine Alone
    Text: Dennis Drögemüller/Florian Schneider
    Legend Of The Seagullmen - Legend Of The Seagullmen

    Vier-Ohren-Test

    Die größte Sünde im Metal? Er nimmt sich öfter zu ernst. Dieses epische Seemanns-Theater sich nicht. Schiffsglocke, knarrende Planken und pfeifender Wind sind das erste, was man auf „Legend Of The Seagullmen“ zu hören bekommt, die Gangshouts klingen dann wie mit der ganzen Rum-trunkenen Mannschaft an Deck eingeschunkelt – das Debüt von Mastodon-Gitarrist Brent Hinds, Tool-Schlagzeuger Danny Carey & Co. ist mehr Metal-Musical als Konzeptalbum. Live garnieren Masken und kleine Showeinlagen das mythische Seemannsgarn rund um den Seemöwen-König. Aber auch ohne all das kann man sich freuen, wie die Bande das Piratenpathos von Running Wilds „Under Jolly Roger“ (1987) mit der monumentalen Metal-Produktion von Tool und Mastodon versöhnt. Das klingt teils wie Tenacious D auf dem Freibeuter-Trip, nur metallischer, weniger überdreht und mit noch mehr Liebe zu Storytelling: Legend Of The Seagullmen geben sich dem Kitsch ihrer Erzählung hin, diese aber nie der Lächerlichkeit preis. So taucht man als Hörer mit den aquamarin schimmernden Synthies und dem Kopfnicker-Riffing von „Shipswreck“ hinab in die Fluten. Ergibt sich der Hafenkneipen-Ballade „Curse Of The Red Tide“, die von Akustikgitarren und Klavier in schäumenden Metal-Wahnwitz kippt und deren irres Hinds-Solo nicht zufällig nach Möwengeschrei klingt. Und grinst in das pompöse Orchester-Finale von „Ballad Of The Deep Sea Diver“ hinein, das kein „Fluch der Karibik“-Soundtrack ist – und es drunter doch nicht machen will.

    Dennis Drögemüller 8/12

    Eine Platte wie ein „Fluch der Karibik“-Soundtrack. Nur: Keiner will Jack Sparrow sein. Brent Hinds (Mastodon) und Danny Carey (Tool) zusammen in einer Band – was soll da schon schiefgehen? Alles. Ihren Anfang dürfte die Legend Of The Seagullmen ungefähr so genommen haben: Hinds, Carey, Jimmy Hayward (Gitarre), David Dreyer (Gesang), Peter Griffin (Bass) und Chris DiGiovannian (Keyboards) machen beim Jammen eine Kippenpause. Irgendwann fängt einer an, die albernsten Metalsubgenres aufzuzählen. Als einer der Truppe Piraten-Metal ins Rennen wirft und Hinds dazu sein schönstes Seemanns-„Har Har Har“ lacht, muss sich Carey nur noch ein Messer zwischen die Zähne stecken und alle liegen vor Lachen auf dem Boden. Diese Band und ihr Album ist ein Witz, ein Insider, der am besten nie den Kreis verlassen hätte, in dem er entstanden ist. Alle Beteiligten bleiben hier konsequent unter ihren Möglichkeiten und beschränken sich – metaphorisch gesprochen – darauf, den Methumpen besonders laut auf den roh gezimmerten Tisch zu knallen. Rock’n’Rolf hätte daran seine Freude, aber selbst mit ganz viel Augenzukneifen kann man den Urvätern des Genres nur eine halbwegs gelungene Platte attestieren. Legend Of The Seagullmen ist in seiner dumpfen Gniedeligkeit dagegen nur ein Klischee-überladenes Ärgernis, aber kein Witz, den man wieder und wieder erzählen müsste. Ein Jack Sparrow ist hier weit und breit keiner in Sicht und deshalb lachen hierüber noch nicht mal Lachmöwen – dabei können die gar nicht anders.

    Florian Schneider 3/12