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    Bent Knee
    Land Animal

    VÖ: 23.06.2017 | Label: InsideOut/Sony
    Bent Knee - Land Animal

    Vier-Ohren-Test

    Es ist eine große Ungerechtigkeit, dass eine so talentierte Band erst mit ihrem vierten Album hier stattfindet. Immerhin konnten Oktaven-Artistin Courtney Swain und ihre fünf Freunde von der Uni so auf ihrem Debüt und „Shiny Eyed Babies“ ganz in Ruhe härtere Ausdrucksformen erforschen, deren Synergien die letztjährige Unverforenheit „Say So“ sogar übertraf. Etwas sauberer, nichtsdestoweniger faszinierend, weil noch wilder im Arrangement, dabei klassisch geschult, aber irgendwie Indie. Mindestens dasselbe Level hält „Land Animal“: Swain beherrscht das Säuseln, das Kieksen und die Wildwasserbahn aus dem Effeff, Gavin Wallace-Ailsworth hat hier Spaß an komplexen Taktvorzeichnungen (der Titeltrack), dort erkennt er die Notwendigkeit eines simplen Beats („Boxes“). Die Saiten-Fraktion Chris Baum, Jessica Kion und Ben Levin versteht es, akademisch im Sinne von ausgeklügelt zu sein, ohne dabei anzugeben. Alles subtil verwoben von Sounddesigner Vince Welch. Gespür für die Themen der Platte (Urinstinkte gegen Technisierung, individuelle Bildung gegen Schwarmintelligenz) ist da ebenso wichtig wie mordsmäßig abzugehen oder unter der Glasglocke die tauben Nervenenden zu verfluchen. Kennt ihr das Gefühl, wenn man eine Person trifft, deren Attraktivität sich nicht mit Worten erklären lässt? Die wie alle anderen auch einen Fuß vor den anderen setzt und spricht – das alles aber in Bewegungsabläufen und mit einer Mimik, die sowohl diametral sind als auch seltsam greifbar? Bent Knee sind diese Person.

    11/12 Martin Burger

    Keine Ungerechtigkeit, sondern großes Glück ist es, dass Bent Knee drei Alben lang unterm Radar blieben. Es gibt Alben, die sofort zünden und solche, die man sich erst – wie es so schön heißt – erarbeiten muss, bevor sie für immer ihren Platz im eigenen Herzen finden. Und dann gibt es Alben, bei denen vom ersten Ton an klar ist, dass sich die Wege nach einem Durchlauf wieder trennen – wenn sie das nicht schon vorher tun. Schön blöd, wenn man berufsbedingt sich mit einem dieser Kandidaten näher beschäftigen muss. Immerhin, „Land Animal“ von Bent Knee wird mit jedem Durchlauf unerträglicher. Da ist zunächst Sängerin Courtney Swain, die scheinbar der hyperaktive Nachwuchs einer Operndiva und einer Rockröhre der Marke Jule Neigel ist. Irgendjemand hat ihr wohl mal gesagt, dass sie ganz toll singen kann, aber vergessen hinterher zu schieben, dass das nichts bringt, wenn man sein Talent nur dafür einsetzt, sein Talent zur Schau zu stellen. Ähnliches gilt für ihre fünf Mitstreiter. Die sind die Weltmeister der unnötigen Verzierungen, bestes Beispiel dafür ist der zweite Song „Hole“. Hier klingelt und purzelbaumt es an allen Ecken und Enden und wenn Bent Knee gar nichts mehr einfällt, dann streuen sie eben einen ungeraden Takt ein. Es bleibt wenigen Progressive Bands vorbehalten, nicht nur Virtuosität auszustellen, sondern die auch in den Dienst eines Songs zu stellen. Solche sind auf „Land Animal“ nicht zu finden. Und die Musikwelt hätte gerne noch länger ungerecht bleiben dürfen.

    4/12 Florian Schneider

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