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    Minor Victories
    Minor Victories

    VÖ: 03.06.2016 | Label: Pias
    Text:
    9 / 12
    Minor Victories - Minor Victories

    Erst im März dieses Jahres saßen die vier von Minor Victories erstmals gemeinsam im gleichen Raum. Da war ihr Album längst im Kasten.

    Man muss sich diese Ausgangslage vor Augen führen, wenn man „Minor Victories“ das erste Mal und dann immer wieder hört. Denn die traumwandlerische Sicherheit, mit der auf dem Debüt der Band um Slowdive-Sängerin Rachel Goswell, Editors-Gitarrist Justin Lockey, seinen Bruder James und Mogwais Stuart Braithwaite ein Rad ins andere greift, lässt einen nicht glauben, dass es nur im Austausch digitaler Nachrichten entstanden sein soll. Digital gab es bislang mit „Scattered Ashes (Song For Richard)“, „Folk Arp“ und „A Hundred Ropes“ drei Songs des Albums zu hören. Gute Songs, die im Kontext des Albums aber gewaltig hinzugewinnen. So wirken „Give Up The Ghost“ und „A Hundred Ropes“, das anderen Bands vielleicht mal als Blaupause für symphonischen Krautgaze dient, wie ein überlanges Intro, wenn nach einem Drittel des dritten, über sechs Minuten langen Songs „Breaking My Light“, die bis dahin omnipräsent jubilierenden Streicher verstummen und die Bühne ganz Rachel Goswell gehört. Ein Moment großer Erhabenheit, der weiter von der Ausgangsidee des Projekts nicht sein könnte: Ursprünglich wollte Justin Lockey den ganzen Krach, der sich durch die Popwerdung der Editors angestaut hatte, auf einer EP loswerden. Diese Idee hat er in breitwandige Streicherarrangements kanalisiert, die weite Teile des Albums beherrschen, ohne es zu erdrücken. Hinter diesem Vorhang stehen James Lockey und Stuart Braithwaite und reichern den Sound mal mit verzerrten Postrock-Gitarren an, wie man sie von Mogwai kennt, mal mit knisternder Electronica. Ein großer Pluspunkt des Albums wäre für viele andere Bands ein Manko: Minor Victories haben keinen Schlagzeuger – Braithwaite und die Lockeys teilen sich diesen Job –, der über einen motorischen Beat hinauskäme. Man möchte sich lieber nicht vorstellen, wie Minor Victories mit einem Drummer geklungen hätte, der versucht hätte, den stoischen Rhythmus der Songs aufzubrechen. So aber wirkt „Scattered Ashes (Song For Richard)“, das als 60s-Pop startet und sich zu strahlendem Indierock inklusive eines Shoegazer-Solos entwickelt und obendrein ein fantastisches Duett zwischen Goswell und James Graham von The Twilight Sad ist, noch eigenwilliger. Wer unbedingt die Summe dieses Albums in seine Einzelteile zerlegen will, findet in „Folk Arp“ die klarsten Mogwai-Momente. Viel wichtiger ist aber zu wissen, dass das Album in „Higher Hopes“ mit einem Crescendo endet, das hoffentlich nicht das letzte ist, was man von Minor Victories hört, auch wenn Slowdive an einem neuen Album arbeiten.

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    Orchestral Variations

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