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    Freiburg
    Brief & Siegel

    VÖ: 02.10.2015 | Label: This Charming Man/Cargo
    Text:
    Freiburg - Brief & Siegel

    Im Turbostaat gibt es ein beschauliches Kleinod namens Freiburg, in der vier Punks Liebesbriefe an Oma Hans schreiben, nur um daraus Duesenjaeger zu falten – mit Herz- und Dackelblut, dissonanten Gitarren und genug Sturm und Drang, um ihren Idolen auf Augenhöhe zu begegnen.

    Wieso sollte all der Hanseatenpunkrock eigentlich zwangsläufig aus Norddeutschland kommen, wenn er bundesweit solche Funken sprüht, dass er auch in Gütersloh für offene Flammen sorgt? Wahrscheinlich können Freiburg all die Vergleiche mit Turbostaat, Rachut und Co. nicht mehr hören, aber wer sich ins gemachte Nest setzt, muss da durch. Doch wer diese Band lieblos in die Schublade mit den jungen, vorschnellen Nacheiferern steckt, in der sie zwischen all den Yachten, Flyktpunkten und Willy Fogs der Republik – von denen sich inzwischen einige aufgelöst haben – versauern würde, täte Freiburg unrecht. Dafür klingt ihr drittes Album „Brief & Siegel“ einfach zu gut, dafür sind ihre Songs zu stark, gereift und clever, weniger bemühtes Imitat als echte Qualitätsarbeit. Denn Freiburg gelingt es, sich all die Stärken ihrer Vorbilder endgültig zu eigen zu machen, zu vermengen und eigenständig ins Ziel zu bringen. Da sind die treibenden, lauten und windschiefen Gitarren, die man an Turbostaats „Island Manöver“ so mochte, umrahmt von verächtlich gerotzten Zeilen à la „Sekt oder Selters?/ Lieber Schnaps!/ Er blinzelt hin und wieder/ Und ascht ins Weißweinglas“, die Jens Rachut niemals besser hinbekommen hätte. Dissonanz und Melodie, vorgetragen mit dem Charme eines tollwütigen Straßenköters mit gebrochenem Herz. Natürlich hört man nach wie vor, wo Freiburg Inspiration finden, denn so wie in Unter der Mühle „Was ist denn nur verkehrt mit ihr?/ Das ist kein Zustand, nicht normal!“ intoniert wird, ist das von Rhythmik und Wortlaut ganz nah dran an Turbostaats Jan Windmeier. Aber so funktioniert Musik, so funktioniert Kultur: sich gegenseitig zu beeinflussen, Ideen weiterzuspinnen, aus Inspiration wird Mimesis, aus Aktion Reaktion. Freiburg daraus also einen Strick zu drehen, wäre falsch, vor allem wo sie sich doch so geschickt und gekonnt mit ihren Vorbildern verbrüdern und daraus ein Deutschpunkhit wie Sommer, Roggen und Er entsteht – untermauert durch den großartigen und selbstreferenziellen Gastgesang von Duesenjaegers Tobi Neumann. „Brief & Siegel“ ist ein Szenejuwel, Pflichtprogramm und Wegweiser für jeden, der etwas für deutschsprachigen Punk mit Herz, Hirn und Emogitarren auf der Flucht nach vorn übrig hat – und in ein paar Jahren möglicherweise selbst Vorbild für alle jungen Bands, die diesem Sound folgen wollen.

    weitere Platten

    Aufbruch

    VÖ: 12.04.2013

    High Five Zukunft

    VÖ: 02.10.2010