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    Baroness
    Purple

    VÖ: 18.12.2015 | Label: Vertigo/Universal
    Text:
    Platte des Monats
    Baroness - Purple

    Es fühlt sich seltsam an, Baroness’ schweren Busunfall auf Tour 2012 als künstlerischen Glücksfall zu bezeichnen, aber: „Purple“ markiert die beeindruckende Rückkehr einer bereits angezählten Band, die heute größer und lebendiger denn je klingt.

    Schon der Albumauftakt klingt wie ein einziger Triumph: Ein doppelter Gitarrenlauf jubiliert melodisch, das Schlagzeug täuscht kurz einen muskulösen Sprint an – und wenige Sekunden später bricht das vielleicht mächtigste, körnigste Riff los, das Baroness je auf ein Album gebannt haben. Der Beginn von „Morningstar“ ist ein Statement: Wir sind nicht nur noch da, wir sind in der Form unseres Lebens!

    Der Buscrash hatte Baroness in verschiedener Hinsicht verwundet: Schlagzeuger Allen Blickle und Bassist Matt Maggioni verließen die Band wegen ihrer Verletzungen, Frontmann John Baizley schleuderte die Nahtod-Erfahrung mit gebrochenen Knochen in ein Loch aus Selbstzweifeln. Ein halbes Jahr lang war die Band außer Gefecht, eines tourte sie in neuer Besetzung, eines nahm sie sich für das Zusammenwachsen und Schreiben der neuen Platte. Die Single „Chlorine & Wine“ verarbeitet diesen Weg zurück in ein selbstbewusstes Künstlerleben perfekt: Der Schock des Crashs wird von wabbernden Synthie-Keyboards und zaghaften, cleanen Gitarren eingefangen, die folgende Tour verkörpert Mid-Tempo-Sludge-Rock, der sich vorsichtig-kraftvoll steigert, dazu singt Baizley poetisch von Ärzten und Krankenschwestern. Den Rückzug in den Probekeller markiert dann ein beinahe postrockiges, eskapistisches Pop-Plateau – bevor einem am Ende ein mächtiger Chor flankiert von feierlichen Sludge-Gitarren den Lebenswillen der Band entgegenschleudert: „Please don’t lay me down!“

    So hymnisch und prunkvoll entwickeln sich viele Songs von „Purple“: Auch in „Kerosene“ überstrahlt der opulente Männerchor mit Gitarren- und Synthie-Hilfe am Ende des Songs alle zuvor geschlagenen Songwriting-Haken – das bis dahin dynamischste, treibendste Sludge-Metal-Stück der Platte endet in deren bombastischstem Moment. Und im finalen „If I Have To Wake Up (Would You Stop The Rain)“ verziert die Band am Ende den Sludge-Prunk noch mit Glockenspiel und Kirchenglocken. Auch sonst zieht sich eine erhebende, heilsame Wärme durch die Songs, die wohl auch von der satten Produktion des Pop- und Indie-erfahrenen David Fridmann kommt – und davon, dass sich so ziemlich jedes Gitarrensolo offen am großspurigen 70er-Classic-Rock orientiert. Das heißt allerdings nicht, dass Baroness nach dem oft kritisierten Schritt von der Metal- zur Rockband mit „Yellow & Green“ nun diesen Weg weitergehen. In „The Iron Bell“ oder „Desperation Burns“ kracht es (wieder) ordentlich, „Purple“ ist das Integrationsalbum von Baroness: Noch nie hat die Band so gut die Balance zwischen der sludgigen Riff-Power des roten Albums, den progressiven Melodien des blauen und der Classic-Rock-affinen Zugänglichkeit des gelb-grünen gefunden.

    Dass Baroness auf „Purple“ ihren Sludge Metal öfter eher postpunkig-fließend als kraftvoll stampfend anlegen, im Intro des brillanten „Shock Me“ oder „Try To Disappear“ auch Synthies und pluckernde Elektronik wagen und mit dem fast Fusion-artig beginnenden Interlude „Fugue“ Sinn für Dramaturgie beweisen, beseitigt alle Zweifel: Das Quasi-Comeback Purple ist ihr bislang bestes Album.

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    Stone

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