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    Braid
    No Coast

    VÖ: 04.07.2014 | Label: Topshelf/Cargo
    Text:
    Braid - No Coast

    Wenn man als 90er-Emo-Referenzband nach 16 Jahren ein neues Album veröffentlicht, kann man sich die Comeback-Lorbeeren eigentlich schon im Vorbeigehen auf den Kopf setzen – dem herbeigeredeten Emo-Revival sei Dank. Dass man sich diese aber auch durch Weiterentwicklung verdienen kann, zeigen Braid auf No Coast. Eine Stufe entspannter als damals.

    Auch wenn Chris Broach die Kreisch-Stempelkarte zu Hause lässt und auf überraschend vielen Songs den melodisch versierten Leadgesang übernimmt, haben die Songs auf No Coast immer noch mehr als genug Arsch in der Hose. Gleichzeitig jonglieren die zwölf Tracks mit jeder Menge Feingliedrigkeit, die durch die relativ glatte Produktion erst richtig gewinnt: die Gitarren klingen voll und definiert, das Schlagzeug pumpt im Zusammenspiel mit dem flexibel gespielten Bass ordentlich Dampf in den Kessel und gesanglich sind Broach und Co-Bandleader Bob Nanna präziser denn je. „Another drink, another lifetime of regrets/ Another song so we can sing along/ another friend you never call on/ another night to be forgotten“ singt Broach im mit zuckrigen Ooh-Oohs untermalten Midtempo-Groover East End Hollows und beschreibt damit passgenau, worum es bei Braid geht. Um bittersüße Melancholie, die sich vor verspielte Gitarrenbreaks, mollige Riffs und das Gesangsduell zwischen Broach und Nanna schiebt – Tamburin-Untermalung inklusive.

    Dabei darf man sich nicht von der musikalischen Fluffigkeit einlullen lassen, denn auf der Textebene ist die Band weniger gut gelaunt, als zu erwarten wäre. Denn auch als Enddreißiger haben Braid trotz Familie und Freunden immer noch keine wirklichen Wurzeln geschlagen, wie Nanna im Titeltrack treffend besingt: „No coast/ Is how I feel the most/ In the middle, a little invisible/ A ghost.“ Musikalisch ist die Orientierung jedoch klar, auch wenn No Coast geradlinige, geradezu single-taugliche Songs wie Many Enemies (den Broach zu einer treibenden Hymne gegen alle Hater und falsche Freunde aufbaut) und East End Hollows enthält. Beispielsweise mit Put Some Wings On That Kid zerbricht sich die Band aber ebenso regelmäßig und traditionsgemäß den Kopf, indem sie den simplen Viervierteltakt in seine Schranken weist. Braid beweisen also auch 2014 Mut zur Kante und somit auch, dass die alte Garde den zahllosen nachwachsenden Indie-Emo-Bands immer noch etwas voraus hat. Denn Braid müssen sich nichts beweisen, und nutzen die so organisch gewachsene Lockerheit für ihre anschmiegsamste und gleichzeitig reifste Platte. Und jetzt gebt den Jungs endlich den wohlverdienten Lorbeerkranz.

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